Bin ich schön?

Episodisches von Doris Dörrie

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mit diesem episodischem Filmreigen aus dem Jahre 1998 hat die Regisseurin und Autorin Doris Dörrie eigene Kurzgeschichten in Szene gesetzt und mit einem illustren, umfangreichen deutschen Starensemble ausgestattet. Bin ich schön? erscheint als eine Art Roadmovie mit wechselnden Protagonisten, die um die Osterzeit in Deutschland und Spanien unterwegs sind. Die Figuren des Films begegnen sich in unterschiedlichen Konstellationen, deren Fäden schließlich in Sevilla bei den rituellen Prozessionen der Semana Santa zusammenlaufen.
Rita (Iris Berben) ist als Ehefrau eines genussfreudigen Kochs (Oliver Nägele) auf dem Diät-Trip, Franziska (Anica Dobra) eine Braut in spe, die mit ihrem Brautkleid im Gepäck den Wagen der lässigen Elke (Maria Schrader) rammt, die den Traum in Weiß gleich einmal anprobiert, Linda (Franka Potente) irrt unaufrichtig durch Spanien, Klaus (Steffen Wink) versucht Franziska telefonisch zu überzeugen, nicht zu heiraten und zu ihm zurückzukehren, Bodo (Uwe Ochsenknecht), der Linda als Anhalterin mitnimmt, macht mit Ehefrau Lucy (Suzanne von Borsody) und verwöhntem Nachwuchs Urlaub in Spanien, Juan (Dietmar Schönherr) geistert mit der Urne seiner verstorbenen Frau herum, Vera (Heike Makatsch) nimmt Abschied von ihrer Urlaubsliebe, Charlotte (Nina Petri) und Robert (Joachim Król) streiten im Stau, die suizidale Jessica (Elisabeth Romano) beschmiert das Ehebett ihres Geliebten Herbert (Gottfired John) mit Blut, seine Frau Unna (Senta Berger) spürt ihren einstigen Geliebten David (Otto Sander) auf, Linda trifft Klaus, dafür aber Bodo nicht wieder, ...

Diese Opulenz an Charakteren wird von bestimmten Motiven und Begegnungen in Bewegung gehalten, und so drastisch wie mitunter auch banal sich die Ereignisse auch ausnehmen, leben sie doch dynamisch von ihren Verstrickungen untereinander. Bin ich schön?, der mit dem Deutschen sowie Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, reist durch die heiteren wie tragischen Aspekte von Liebe und Sex, Trauer und Abschied, Erhalt und Verlust, wobei sich in den Wirren der Dramaturgie komische Komponenten mit tiefernsten und beiläufig bemühten kräftig vermischen. Ein kurioses Konstrukt, das allein auf Grund seiner Darstellerriege sehr passend in der Edition Momente des deutschen Films auftaucht, die von der Filmredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zusammengestellt wurde. Während die humoristischen Dimensionen des Films sich durchaus unterhaltsam ausnehmen, sind die ernsthaften teilweise allzu pathetisch und sentimental geraten und wirken nicht selten verzweifelt bemüht.

Bin ich schön? stellt in mehrfacher Hinsicht einen sehr persönlichen Film der Regisseurin Doris Dörrie dar, deren Ehemann, der Kameramann Helge Weindler, während des Projekts verstarb. Ihre Erzählungen erinnern an einen gelenkten Gedankenfluss von beinahe auch tagtraumartigen Sequenzen, deren sprunghafte Stimmungen der Dramaturgie ihre leichtgängige Lebendigkeit verleihen, die von einer charismatischen Religiösität flankiert wird. Das ist durchwachsener, einige Facetten des deutschen Kinos repräsentierender Stoff, der es dem Zuschauer nicht immer leicht macht, sich in die Wendungen der komplexen Handlung einzufinden, aber nichtsdestotrotz mit vergnüglichen, besinnlichen und formal interessanten Aspekten aufwartet, die neben dem einschlägig bekannten Ensemble sicherlich sehenswert sind.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/bin-ich-schon