Mein wunderbarer Waschsalon

Liebe und Randale im Schnellwaschgang

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Wer in den 1980er Jahren groß geworden und im (Programm-)Kino europäischer Herkunft sozialisiert worden ist, der wird diesen Film vermutlich bereits kennen, der in der Mitte des Jahrzehnts wie eine Bombe einschlug. Weil er gesellschaftlich Relevantes und Liebe, Zeitgeist, Popkultur und einen schonungslosen Blick auf die Realitäten der Thatcher-Ära zusammenführte und nebenbei noch bestens unterhielt. Und weil er den Startpunkt gleich mehrerer Weltkarrieren markierte: Daniel Day-Lewis war der eine, für den Mein wunderbarer Waschsalon zum Sprungbrett wurde. Die anderen beiden Glücklichen, der Regisseur des Filmes und der Autor, avancierten durch den Erfolg sogar kurzzeitig zum Dreamteam des jungen britischen Kinos: Stephen Frears, der bereits einige Filme für das Fernsehen vorweisen konnte, und der junge Schriftsteller Hanif Kureishi wurden nicht zuletzt dank einer Oscar-Nominierung zu Leinwandikonen auf der Insel und zu Hoffnungsträgern des "new british cinema", das in jenen Jahren trotz oder gerade wegen der gewaltigen Einschnitte des Thatcherismus mit Regisseuren wie Ken Loach und Mike Leigh, aber auch Peter Greenaway und eben Stephen Frears eine höchst lebendige Filmkultur schuf.
Als zwei Jahre später mit Sammy und Rosie tun es / Sammy and Rosie Get Laid ein weiterer gemeinsamer Film folgte, dem allerdings weniger Erfolg beschieden war, begann der Mythos vom unwiderstehlichen Duo bereits ein wenig zu bröckeln. Und tatsächlich sollte dies der letzte gemeinsame Streich der beiden bleiben. Dass sie auch ohne einander konnten, zeigte sich in den folgenden Jahren: Stephen Frears wurde zum gefeierten Regisseur, dessen Weg schließlich nach Hollywood führte, während Hanif Kureishi zum Kultautor avancierte, weil niemand so gut wie er die Probleme der postkolonialistischen multikulturellen Gesellschaft im Vereinigten Königreich auf den Punkt brachte wie er.

Mein wundervoller Waschsalon erzählt von Omar (Gordon Warnecke), dem Sohn des pakistanischen Journalisten Hussein Ali (Roshan Seth), der früher in seiner Heimat ein angesehener und einflussreicher Mann war. Doch seit dem Selbstmord seiner Frau und der Emigration nach London ist der stolze Hussein ein gebrochener Mann und gibt sich dem Suff hin. So ist Omar gezwungen, für den Lebensunterhalt der beiden Männer zu sorgen. Bei seinem Onkel, dem überaus geschäftstüchtigen und erfolgreichen Nasser (Saeed Jaffrey), arbeitet er in einer Autowaschanlage. Bis Nasser dem ehrgeizigen jungen Mann eine Chance gibt und ihm die Verantwortung für einen heruntergekommen Waschsalon überträgt. Mit Feuereifer und der Hilfe seines früheren Schulfreundes, des rabaukenhaften Johnny (Daniel Day-Lewis), macht sich Omar an die Arbeit und verwandelt den Waschsalon in ein echtes Schmuckstück. Während der Arbeit kommen sich die beiden schwulen Männer näher. Doch ihre Verbindung wird von ihrer Umwelt mit großem Misstrauen beäugt. Haben die beiden eine Chance im aufgeheizten Klima zwischen Rezensionsängsten, Rassismus und Schwulenfeindlichkeit?

Wie lebt es sich als Ausländer in Großbritannien während der Thatcher-Jahre? Und wie ergeht es einem, der nicht nur anders aussieht als der normale Brite, sondern auch noch Männer liebt? Und zu allem Überfluss beruflich erfolgreich und voller Ehrgeiz ist? In ihrer wundervoll zärtlichen, bisweilen aber auch bissigen Satire nehmen Frears und Kureishi britische Snobs und Rassisten und pakistanische Einwanderer gleichermaßen ins Visier und erschaffen einen Film, der in ähnlicher Form auch noch heute seine Gültigkeit haben dürfte. Denn auch wenn das Wiedersehen mit Mein wunderbarer Waschsalon für viele Zuseher vor allem nostalgische Gefühle auslösen dürfte – wirklich viel hat sich in den 25 Jahren nicht verändert. Weder in der britischen Gesellschaft noch in der unsrigen.

Mit Sicherheit einer der wichtigsten und prägendsten britischen Filme der Achtziger.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/mein-wunderbarer-waschsalon