Wes Craven Edition

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Wes Craven ist ein Filmemacher, der von seinem Ruhm, den er mit Freddy Krüger und der Scream-Reihe erlangte, gerne Nutzen zieht. Ist der Mann auch nur in irgendeiner Form an einem Projekt beteiligt, prangt ein "Wes Craven präsentiert" oder Wes Cravens...! über dem Titel. Er könnte wohl auch an einem Filmset nur vorbeigehen und das Projekt trüge seinem Namen.

Die vorliegende Edition beinhaltet drei Filme, an denen Wes Craven in irgendeiner Weise beteiligt war. Doch nur bei Shocker führte er auch Regie. Wishmaster betreute Craven als ausführender Produzent, bei Pulse schrieb er am Drehbuch mit.

In einem roten Opal ist seit Jahrhunderten ein Dämon gefangen, der seinem Besitzer Wünsche erfüllen muss. Doch nach dem dritten Wunsch erlangt der Dämon, Djinn genannt, die Macht, noch viel mehr Dämonen auf die Erde zu lassen und somit die Weltherrschaft zu erlangen. Ein Zauberer schafft es gerade noch, diesen bösen Dämon in den Opal zu bannen, bevor der die Höllentore öffnen kann. Im Jahr 1997 erreicht das Gefängnis aus Edelstein schließlich, versteckt in einer Statue, Amerika und fällt über Umwege in die Hände der jungen Alexandra (Tammy Lauren), die ihn für ein Auktionshaus schätzen soll. Unwissendlich erweckt sie den Djinn zum Leben und befreit ihn. Von nun an zieht der Djinn eine Schneise der Verwüstung und des Leids durch die Stadt. Denn bevor er volle Macht erlangen kann, muss er Kräfte sammeln. Und das geht am Besten, indem er Menschen Wünsche erfüllt und dabei ihre Seelen stiehlt. Sein Ziel ist Alexandra, hat sie ihn doch geweckt. Sie ist es aber auch, die ihn als Einzige vernichten kann. Und das weiß der Dämon…

Was Wishmaster vom Genre-Durchschnitt abhebt, ist zunächst einmal die gar nicht so blöde Story (Achtung: das ist immer noch ein Genrefilm), die in ihrem eigenen Kosmos funktioniert und mit dem hübschen, aber extrem blutigen Prolog glaubhaft gemacht wird. Die Marschrichtung wird in diesen stimmigen ersten Minuten vorgegeben: Es wird blutig und – räusper – detailverliebt gestorben. Die Story eilt mit blutigen Schritten voran, getragen wird sie dabei von großartigen Darstellern wie Tony Todd (Candyman), Robert Englund (Freddy Krüger aus der Nightmare-Serie) und Kane Hodder (Freitag der 13.). Natürlich ist Wes Cravens Handschrift klar zu erkennen, was Aufbau und Rhythmus angeht. Es stört auch nicht wirklich, dass in der zweiten Hälfte Erinnerungen an die Hellraiser-Filme wach werden. Drehbuchautor Peter Atkins hat schließlich die Teile 2 bis 4 geschrieben. Und wenn zum Abspann Motörhead losbollern, ist der Genrefan im siebten Himmel. Ein echtes Juwel.

Mit Shocker lieferte Wes Craven eine abgewandelte Variante seines Nightmare-Erfolgsrezepts ab. Hier kommt der Killer nicht aus den Träumen, sondern aus dem Stromnetz. Serienkiller Horace Pinker (herrlich fies: Mitch Pillegi, Jahre später durch Akte X groß rausgekommen) wird von Cop Don Parker in die Ecke getrieben. Der mordende Fernsehtechniker kann entkommen und rächt sich, in dem er Parkers Familie tötet. Adoptivsohn Jonathan überlebt das Gemetzel und beginnt eine seltsame, mentale Verbindung zu Pinker zu entwickeln. Als dieser endlich dingfest gemacht werden kann, wird er zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Dank eines bizarren Voodoorituals in seiner Todeszelle gelingt es Pinker, sich in den Stromkreislauf der Stadt einzuspeisen und von nun an auf äußerst kreative Weise seine Opfer mit Strom oder Küchengeräten heimzusuchen. Dank des Geistes seiner, auch Pinker zum Opfer gefallenen, Freundin Alison, gelingt es Jonathan diesen zu finden und den Kampf aufzunehmen.

Klingt reichlich wirr, ist es auch. Mit Anleihen bei vielen anderen Filmen des Genres, schafft Autor und Regisseur Wes Craven einen unterhaltsamen und trashigen Horrorfilm.

Another Asia Horror Remake... Pulse ist die Neuverfilmung eines japanischen Horrorfilms mit gleichem Namen. Psychologiestudentin Mattie sorgt sich um ihren Ex-Freund Josh. Dieser gräbt sich mehr und mehr in seiner Bude ein, macht einen immer verstörteren Eindruck. Als sie auch noch Zeuge seines Selbstmordes wird, ändert sich auch in ihrem Umfeld so einiges. In der ganzen Stadt benehmen sich die Menschen seltsam, vegetieren nur noch apathisch vor sich hin. Bis sie sich umbringen. Die Selbstmordwelle erreicht auch die Uni und Mattie wird Zeugin von furchtbaren Ereignissen. Erst als ihre Recherchen sie zu ihrem Kommilitonen Dexter führen, beginnt sich das Geheimnis zu lüften. Ein Computervirus scheint der Ursprung des ganzen Horrors zu sein – indem es ein Tor in die Geisterwelt geöffnet hat.

Regisseur Jim Sonzerro schafft es in Pulse, eine immer bedrohlich werdendere Atmosphäre zu kreieren, die sich wie eine Schlinge um den Hals der Akteure und des Zuschauers zieht. Auch die Darsteller, allen voran Kirsten Bell als Mattie, liefern authentische und routinierte Horrorarbeit ab. Doch was fehlt, ist schlicht Spannung und Seele. Natürlich ist es unheimlich, wenn Matties Freundin Isabell in der Waschküche mitansehen muss, dass sich die Waschmaschine seltsam verhält. Oder wenn sich bizarre Geisterwesen durch dunkle Räume bewegen. Doch eine durchgehende Spannung will sich nicht so recht einstellen. Dies liegt vielleicht auch am übermäßigen Nutzen von, oft erkennbaren, CGI Effekten. Entschädigt wird man jedoch mit einer angenehm bedrückenden Endzeitstimmung, einigen wirklich gruseligen Momenten und diversen, wohl dosierten Schocks.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/wes-craven-edition