Leviathan

Tief unter Wasser

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Ein echter Zungenschnalzer für Freunde trashiger 80er Jahre Action ist George P. Cosmatos (City Cobra, Rambo II) mit seinem Unterwasser-Actioner Leviathan gelungen. Im Zuge des großen Erfolgs von James Camerons The Abyss, gab es Ende der 80er tatsächliche so etwas wie einen kleinen Tiefsee-Boom im Kino. Das andere bekanntere Pendant hörte auf den Namen Deep Star Six und war nicht minder kultige Jungsunterhaltung. An Camerons Meilenstein kam jedoch keines der weit günstiger produzierten Werke heran. Auch konnte The Abyss nicht nur mit einer weit komplexeren Story aufwarten, sondern für sich verbuchen, der erste Spielfilm mit CGI-Effekten zu sein. Hier war – wie bei Cameron üblich – alles wieder einmal etwas größer und teurer, als bei den Kollegen.
In 3000 Metern Tiefe liegt die Unterwasserstation Shack 7 und baut wertvolle Mineralien und Metalle ab. Noch drei Tage trennen die Crew vom verdienten Ende der Drei-Monats-Schicht. Doch beim letzten Tauchgang entdeckt Sixpack (Daniel Stern) ein russisches Wrack. Aus dem geborgenen Tresor puzzelt sich die Crew um Chef Steven Beck (Peter Weller) und Doc Thompson (Richard Crenna) zusammen, dass die Crew des Schiffs von einem Virus befallen war, der Furchtbares an Bord angerichtet haben muss. Als Beck dem Konzern, für die man arbeitet, von dem Fund berichtet, reagiert man dort reichlich seltsam. Ach, und das Schichtende wird durch einen vermeintlichen Hurrikan um einige Stunden verzögert... Langsam dämmert es der Crew, das etwas nicht stimmt. Spätestens als Sixpack sich mit Kollegin Bowman einen, aus dem Tresor stibitzten Flachmann hinter die Binde kippt, wird es offensichtlich: Etwas Schlimmes ist mit den Russen geschehen. Erst Sixpack, dann Bowman werden von Hautausschlag geplagt, sterben kurz darauf. Doch damit beginnt erst das Grauen, denn aus den toten Körpern entwickelt sich eine blutrünstige Kreatur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Besatzung zu killen...

Ohne Frage gehört Leviathan zu den cooleren Monsterfilmen der 1980er. Nicht nur waren genug Profis am Werk, um einen optisch respektablen Eindruck zu hinterlassen; die Monstereffekte kamen aus Stan Winstons FX-Schmiede (Terminator, Iron Man), das Drehbuch stammte von Blade Runner-Autor David Webb Peoples und Jeb Stuart (Stirb langsam, Auf der Flucht), die Kamera führte Alex Thomson, der sich mit der Arbeit an Leviathan für spätere Projekte wie Alien 3 und Cliffhanger empfahl. Ach, und das Soundtrack-Veteran Jerry Goldsmith (Star Trek, Basic Instinct) wieder mal routiniert-gute Arbeit leistet, muss nicht extra erwähnt werden.

Leviathan ist Alien, The Abyss und Das Ding aus einer anderen Welt im Mixer einmal ordentlich durchgequirlt und mit ein paar blutigen Effekten abgeschmeckt. Dazu ein wenig nackte Haut und schon ist der gepflegte Filmabend gesichert. Bild und Ton sind erfreulich gut und CMV kann wieder einmal einen Klassiker für sich verbuchen. Leider gibt es keinen Blick hinter die Kulissen oder einen Audiokommentar. Denn dann würde sich vielleicht aufklären, warum sämtliche Besatzungsmitglieder von Shack 7 nach drei Monaten auf dem Meeresgrund braungebrannt sind und Sixpack-Darsteller Stern an den Armen deutlich sichtbaren Sonnenbrand hat...

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/leviathan