Jack Ketchums Evil

Ein Schlag in den Magen

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Das um einiges härtere Gegenstück zu An American Crime hört auf den Namen Jack Ketchums Evil und erzählt ebenfalls die tragische Geschichte eines Mädchens, das im Keller ihrer Pflegemutter ein Martyrium sondergleichen über sich ergehen lassen muss.
Evil basiert auf Jack Ketchums Roman The Girl Next Door und spart nicht mit Grausamkeiten und brutalster Folter. Namen wurden, im Gegensatz zum tatsächlich stattgefundenen Drama, geändert, doch Evil geht es nicht darum aus realen Ereignissen Kapital zu schlagen. Hier wird psychologisch und drastisch gezeigt, zu was Menschen bereit sind, wenn es nur die Umstände zulassen und sie keiner aufhält.

Sommer 1958 in einer Kleinstadt in Amerika: David (Daniel Manche) bekommt mit, wie nebenan bei Ruth Chandler (Blanche Baker) und ihren drei Söhnen zwei Mädchen einziehen. Die 16jährige Megan Loughlin (großartig: Blythe Auffarth) und ihre jüngere Schwester Susan (Madeline Taylor) wohnen ab jetzt bei der dominanten Ruth, da ihre Eltern bei einem Autounfall starben. Die manisch frauenhassende Ruth, bei der die Nachbars Kinder rauchen und Bier trinken dürfen, braucht nicht lange, um in Megan eine Konkurrentin und sexuelle Bedrohnung für ihre Söhne zu sehen. Währenddessen freunden sich Megan und David an, doch es dauert nicht lange und Megan findet sich gefesselt im Keller wieder. Von kleinen Quälereien, massiver Folter, Vergewaltigung und bis zur Beschneidung mit einem Gasbrenner erstreckt sich das Martyrium der jungen Megan. Als es David endlich wagt, Hilfe zu holen, ist es schon fasst zu spät.

Man muss Evil zu Gute halten, dass er sein sensibles Thema nicht ausschlachtet und weitestgehend nüchtern bleibt. Der Stoff eignet sich allerdings nicht im mindesten für einen gemütlichen Filmabend, da Evil nicht nur psychologisch ein Schlag in den Magen ist. Für zarte Gemüter ist der Film definitiv nicht zu empfehlen. Albträume sind da vorprogrammiert.

Negativ fallen lediglich die extrem schlampige Synchronarbeit der Sprecher der Kinder auf. Nahezu unterirdisch schlecht wurde hier gearbeitet. Einzig Megans Stimme ist glaubhaft und passt auch zum Spiel der außergewöhnlich begabten Schauspielerin Blythe Auffarth. Die englische Originalfassung ist hier auf jeden Fall vorzuziehen. Zum Schluss sei noch Stephen King zu dem Film zitiert: "Das ist die düstere Version von Stand By Me." Da ist was dran...

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/jack-ketchums-evil