Metroland

A State of Mind

Eine Filmkritik von Stefan Otto

"Man hatte sich diesen Namen während des Ersten Weltkriegs nur einfallen lassen, um den Immobilienverkauf anzuheizen", erläutert ein Brite, wie die Region 'Metroland' zu ihrem Namen kam. "Es sollte nach Gemütlichkeit klingen. Gemütliche Heime für gemütliche Helden in gemütlicher Atmosphäre, und nur zwanzig Minuten bis zur Baker Street. Dadurch wurde Metroland zu dem, was es jetzt ist: Inbegriff des Kleinbürgertums. (...) Es ist belanglos, wohin Sie gehen - Metroland ist kein Ort, sondern eine Charaktereigenschaft."
1977, als Chris (Christian Bale) mit Frau, Kind und Blumenbeeten in einem konformen Häuschen im Londoner Umland lebt und täglich mit der Metro zur Arbeit fährt, taucht überraschend sein alter Freund Toni (Lee Ross)wieder auf, den er fünf Jahre lang nicht gesehen hat. Toni, der lange Haare und die Hemden offen trägt und auch beim Kauen den Mund nicht schließt, wirft seinem ungleichen Freund vor, ein Spießer geworden zu sein, der seine eigenen Träume verraten habe. In den sechziger Jahren hatten die beiden Metroland und dem Kleinbürgermief den Rücken gekehrt und in Paris ihr Glück gesucht. Erinnerungen an die Pariser Zeit werden in Chris wach, an Konzerte, Drogen, sexuelle Libertinage und an die schöne Französin Annick, und er gerät in Zweifel, ob es nicht besser wieder so wie damals wäre.

Metroland ist die mittlerweile zehn Jahre alte Verfilmung von Julian Barnes' gleichnamigem Romandebüt von 1980. Es ist ein Liebesfilm daraus geworden, der um die Themen Langeweile und Versuchung kreist, der unterhaltsam ist, aber in vielen Punkten Schwächen hat: in der konventionellen und zu glatten Regie, im überzogenen Schauspiel von Christian Bale und Lee Ross, in Kostüm, Maske und Ausstattung, die zum Klischee geraten. Am Besten ist die Musik mit Songs von The Subverts, The Stranglers, Elvis Costello, Françoise Hardy und Django Reinhardt und die Originalmusik von Mark Knopfler.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/metroland