Zidane - Ein Porträt im 21. Jahrhundert

Fußball - als hohe Kunst betrachtet

Eine Filmkritik von Mike Swain

Es ist die 109. Minute im Finale der Weltmeisterschaft 2006, beim Spielstand von 1:1 zwischen Frankreich und Italien, da versetzt der französische Spielmacher Zinédine Zidane dem italienischen Abwehrspieler Marco Materazzi einen Kopfstoß und sieht die rote Karte. Frankreich verliert im Anschluss das Finale, das so verheißungsvoll mit einem Tor von eben jenem Zidane begonnen hatte, im Elfmeterschießen. Die 109. Minute, Schlusspunkt und Epitom einer einzigartigen Fußballerkarriere voller Licht und auch mancher Schatten.
Mit Zidane – Ein Portrait im 21. Jahrhundert haben die Filmemacher Phillipe Parreno und Douglas Gordon dem Ausnahmefußballer Zidane ein filmisches Denkmal gesetzt. Ungewöhnlich ist dabei vor allem ihre Herangehensweise. Anstatt, wie man vielleicht denken würde, sich auf Zidanes Lebenslauf zu stützen, der wahrlich auch nicht uninteressant gewesen wäre, konzentrieren sie sich auf ein einziges Spiel. Ein Spiel, so sagt es Zidane selbst im Interview, wie er es jeden Sonntag erlebt.

Schauplatz des Geschehens ist das Bernabeu-Stadion in Madrid am Sonntag, den 23. Mai 2005. Der Gegner heißt FC Villareal. 17 Kameras hat das Team aufgebaut, die jede Bewegung Zidanes verfolgen, jede seiner Regungen auf Zelluloid verewigen. Nicht wie sonst üblich der Ball, sondern allein der Spieler mit der Nummer 5 steht im Mittelpunkt des Geschehens. Mal in Totalen, mal in extremen Close-Ups bewegt sich Zidane mit der ihm eigenen Eleganz und Dynamik über das Spielfeld. Und auch die Wahl des Spiels soll sich als richtig erweisen. Nachdem Madrid mit 0:1 in Rückstand geraten war, kann die Mannschaft schließlich doch noch 2:1 gewinnen. Die Flanke zum entscheidenden Tor liefert natürlich Zidane. Kurz darauf gerät Zidane mit seinem Gegenspieler Quique Alvarez in ein Gerangel und kassiert die vorletzte rote Karte seiner Karriere. Ironie des Schicksals?

Zidane – Ein Portrait im 21. Jahrhundert ist kein Dokumentarfilm im herkömmlichen Sinne, sondern ein bewegtes Gemälde. Unterlegt mit Musik der britischen Band Mogwai, bietet der Film Bilder von teils berauschender Schönheit und Opulenz, die dem Betrachter tatsächlich den Spieler, wenn nicht gar den Menschen Zidane näher zu bringen scheinen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/zidane-ein-portrat-im-21-jahrhundert