Behind The Mask

Anleitung eines Serienmörders

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

1992 sorgte der belgische Regisseur Remy Belvaux mit seinem bizarr-fiesen Mann beißt Hund für Wirbel. In diesem Film begleitete ein Kamerateam den Serienkiller Ben bei seiner blutigen Arbeit, nur um später selbst Hand anzulegen und Amok zu laufen. Eine klassische Mockumentary, in der das Gezeigte als real ausgegeben wird.
Behind The Mask-Regisseur Scott Glosserman und sein Co-Autor David J. Stieve gehen einen ähnlichen Weg. Nur gibt es markante Änderungen: Der Film spielt in einer Art Paralleluniversum, in dem die Morde eines Jason Vorhees (Freitag der 13.), eines Michael Myers (Halloween) oder Freddy Krugers (Nightmare on Elm Street) echt sind. Außerdem wechselt die Erzählperspektive clever von Doku-Style zu Spielszene und umgekehrt. Versehen mit zahlreichen Verweisen auf die Großen des Slasher-Genres, unterhält Behind The Mask ungemein und macht Lust, sich die Klassiker erneut anzusehen. Uncut versteht sich.

Die Studenten Taylor (Angela Goethals), Todd (Britain Spellings) und Doug (Ben Pace) planen eine Dokumentation über den smarten Leslie Vernon (Nathan Baesel). Der ist passionierter Serienkiller und soll sie in den Aufwand einweihen, der nötig ist, um kreischenden Teenies das Fürchten zu lehren. Schnell gestattet es der grundsympathische Leslie den drei Hobbyfilmern ihn bei seinem Training, dem Ausspähen von potentiellen Opfern und finden etwaiger Locations für sein blutiges Treiben zu begleiten. Haarklein erläutert er Pläne und Maßnahmen und wie er erkennt, welches Opfer noch Jungfrau (als Final Girl) ist und wie er vorzugehen gedenkt. Ihm zur Seite steht der Ruheständler Eugene (Scott Wilson), der sich melancholisch an die alten Zeiten erinnert, als er noch aktiver Killer war. Als es ernst wird und das Kamerateam live dabei ist, als Leslie eine Clique aus Teenagern kaltstellen will, überkommen die Filmemacher Skrupel. Sollen sie wirklich tatenlos zusehen?

Behind The Mask ist großartige Unterhaltung für Genrefans. Lässt man sich nicht vom albernen DVD-Cover abschrecken, wird man 90 Minuten erstklassig unterhalten. Klischees wie leicht geschürzte Mädchen, notgeile Jungs, zufallende Türen und Stromausfälle werden zielsicher aufs Korn genommen und immer wieder ad absurdum geführt. Wie lasse ich es so aussehen, dass ich langsam gehe, aber trotzdem das fliehende Opfer kriege? Wie halte ich mich fit? Kenne ich alle Fluchtwege meiner Opfer? Was ist, wenn der Plan außer Kontrolle gerät? Behind The Mask ist das ‚how to do’ für Serienkiller und alle, die es werden wollen. Und das Robert Englund (Szene-Urgestein seit Nightmare on Elm Street) als Doc Halloran den Jäger spielt, ist nur das Sahnehäubchen eines tollen Filmvergnügens.

Die DVD kommt mit einem unterhaltsamem, sehr informativem Making of, Deleted Scenes und Audiokommentar und im edlen Pappschuber.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/behind-the-mask