Wrong Turn

Im Wald da sind die ...

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Überraschend hart und unerbittlich präsentiert sich dieser FSK 16-Teenieslasher mit Eliza Dushku aus dem Jahre 2003. Wobei von vorne herein klar ist, was Sache ist: Hier wird auf den Teen Scream-Zug aufgesprungen, den die Scream-Trilogie zu der Zeit gerade verlassen hatte. Denn es wird dringend Nachschub benötigt, bis zur ersten Remake-Welle mit Texas Chainsaw Massacre und The Hills have Eyes dauert es nämlich noch ein bisschen. Die Story bietet wenig Unbekanntes. Was jedoch nicht weiter schlimm ist, denn Wrong Turn hat alles, was der Fan erwartet: Bewusst überzogene Klischees, Eye Candy, hohes Blutzoll, ein straffes Spannungslevel und weitgehend glaubhafte Akteure. Mehr erwartet man nicht und wenn mal mehr geboten wird – umso besser.
Anhand von Zeitungsberichten erfährt der Zuschauer alles Nötige um zu wissen, was ihn erwartet. In den Wäldern verschwinden immer wieder ganze Familien. Man hört nie wieder etwas von ihnen. Mit einem üblichen Prolog beginnt Wrong Turn dann auch genretypisch: Ein Pärchen ist im Wald unterwegs. Es dauert nicht lange und es landet im Topf von drei Redneck-Brüdern. Diese sind Kannibalen und hausen in einer abgefuckten Hütte, auf einer kleinen Lichtung. Das sich unsere sechs Protagonisten just in diese Ecke des Waldes verirren, ist nur logisch. Während sich ein Grüppchen auf die Suche nach Hilfe macht, bleibt ein Pärchen zurück und tut, was man im Horrorfilm nie (NIE!) tun sollte. Das Paar kifft (!) und hat währenddessen Sex (!!). Somit ist das Todesurteil unterschrieben… The show can begin.

Beeindruckend an Wrong Turn ist definitiv die Ausstattung. Detailverliebt ist allein die Hütte der Kannibalensippe, die voller rostigem Werkzeug, siffigen Einmachgläsern mit Körperteilen und Innereien und einer gewaltigen Schlachtbank ist. Und da wäre noch der riesige Fuhrpark, mit all den Autos und Bussen voller Gepäck der vorherigen Opfer. Die Atmosphäre stimmt schon mal. Das die Darsteller durchweg wegen ihres smarten Äußeren gecastet wurden und nicht, weil sie oscar-würdig spielen, liegt auf der Hand. Doch das, was schauspielerisch geboten wird, erfüllt den Zweck (schreien und laufen) und muss sich nicht verstecken.

Wrong Turn ist einer der besseren Filme des Genres. Gut gefilmt, tolle Locations und durchgehende Spannung sorgen für einen unterhaltsamen Abend im Kreise der Lieben. Da verschmerzt man gerne das eine oder andere Logikloch. Drehbuchautor Alan E. McElroy hätte sich nur hin und wieder etwas mehr um Originalität kümmern können. Man hört ihn förmlich bei der Drehbuchbesprechung sagen „Hier haben wir die Chainsaw Massacre-Szene, dort die Blairwitch-Einstellung und auf Seite 96 das Hügel der blutigen Augen-Finale.“ Und Regisseur Rob Schmidt ruft „Und was ist mit der Cannibal Holocaust-Verbeugung?“ „Kein Problem.“ winkt der Autor süffisant lächelnd ab. Dennoch bietet Wrong Turn für Genre-Fans gute Unterhaltung mit hohem Spaßfaktor. Und das gibt es selten genug.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/wrong-turn