Lausbubengeschichten (1964)

Hansi Kraus als kluger Querkopf

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Basierend auf den berühmten Lausbubengeschichten des bayerischen Schriftstellers und sozialkritischen Publizisten Ludwig Thoma (1867-1921), der bevorzugt heitere Werke über die Menschen seiner Lebensumgebung verfasst hat, auch Autor der satirischen Wochenschrift Simplicissimus war und ab 1920 allerdings mit derben antisemitischen Artikeln im Miesbacher Anzeiger die Haltungen der extremen Rechten unterstützte, sind in den Jahren 1964-1969 fünf Spielfilme entstanden, die nun allesamt als Jubiläumsedition mit gezeichnetem Artwork Cover bei Studiocanal erschienen sind.

Im Mittelpunkt der Folgen Lausbubengeschichten, Tante Frieda – Neueste Lausbubengeschichten, Onkel Filser – Allerneueste Lausbubengeschichten, Wenn Ludwig ins Manöver zieht und Ludwig auf Freiersfüßen steht der Schauspieler Hansi Kraus als Ludwig Thoma, der den umtriebigen Querkopf vom Kind bis zum Jugendlichen verkörpert und im Interview unter den Extras der Edition ausführlich von seinen Erfahrungen während der Dreharbeiten erzählt. Ist seine offensichtlich verwitwete Mutter Theres (Käthe Braun) auch angesichts der permanenten Streiche ihres Sohnes nicht selten mit ihrem Latein am Ende, hat sie dennoch manchmal durchaus ein wenig Freude an seiner klugen Lebendigkeit, wenn er beispielsweise die so penetrante wie bösartige Tante Frieda (Elisabeth Flickenschildt) vergrault. Mit von der Partie ist auch eine ganze Mannschaft an namhafte, zuvorderst deutschen und österreichischen Schauspielern jener Zeiten, von denen einige später noch erfolgreiche Karrieren als Fernsehgesichter und weit darüber hinaus antraten, wie etwa Heidelinde Weis, Harald Juhnke, Michael Verhoeven und Beppo Brem. Die Regie des ersten Teils übernahm Helmut Käutner (Große Freiheit Nr. 7, 1944, Der Hauptmann von Köpenick, 1956, Die Feuerzangenbowle, 1979), der von Werner Jacobs für die folgenden drei Filme abgelöst wurde, der Anfang der 1970er Jahre auch Komödien mit Heinz Ehrhardt und Musikfilme mit Heintje und Roy Black inszeniert hat. Der Produzent Franz Seitz, der alle Filme betreut sowie die Drehbücher geschrieben hat, fungiert bei Ludwig auf Freiersfüßen auch als Regisseur, wobei dieser Abschluss der Reihe eher ihre Zusammenschau als eine tragfähige eigene Episode präsentiert.

Sprachlich und inhaltlich sowie die Ausstattung betreffend durch die Lokalitäten in Bayern geprägt hangeln sich die Lausbubenfilme fröhlich und frei an den wohl auch teilweise autobiographischen Erlebnissen von Ludwig Thoma entlang, dessen Dialoge vor allem in der ersten Folge häufig übernommen wurden und der in seiner Kindheit und Jugend aufgrund seiner Aufsässigkeit von so mancher Schule verwiesen wurde. Erscheinen die filmischen Geschichten auch für die damalige Zeit erfrischend respektlos und zeugen sie gleichermaßen unterhaltsam wie klischeeträchtig von ihren soziokulturellen Umständen, taugen einige Lausbubereien auch durchaus noch für aktuelle Strolche, während andere wiederum geradezu skandalös anmuten, wie etwa der kindliche Konsum dicker Zigarren. Über die nostalgische, zuvorderst durch die illustren Darsteller hervorgerufene Komponente hinaus nehmen sich die Lausbubengeschichten in ihrer Fülle jedoch größtenteils recht altbacken und angestaubt aus, was aber vor allem die Fans der Filme aus Ludwig Thomas Heimat wohl kaum bestätigen würden.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/lausbubengeschichten-jubilaeumsedition