Stadt ohne Mitleid

Keine Gnade vor Gericht

Eine Filmkritik von Mike Swain

Am 9. Dezember 2006 feierte Kirk Douglas seinen 90. Geburtstag. Seine unzähligen Filmerfolge haben ihn zu einer Hollywood-Legende gemacht. Das breite Lächeln, die maskuline Ausstrahlung und sein geradezu legendäres Kinn machten ihn zu einem unverwechselbaren Charakter in zahllosen Kinofilmen. Doch wer kann sich daran erinnern, dass Douglas auch Anfang der 60er Jahre an der Seite einen aufblühenden deutschen Filmsternchens einen Film in der bayerischen Provinz drehte?
Stadt ohne Mitleid wurde 1960 größtenteils in der Kleinstadt Forchheim gedreht. Neben Douglas, der soeben die Dreharbeiten zu Stanley Kubricks legendärem Spartacus beendet hatte, wirkt in dem Psychodrama auch eine junge deutsche Schauspielerin mit, die es später, nicht zuletzt auch durch diesen Film, zu Weltruhm bringen sollte: Christine Kaufmann.

Die noch 16-jährige Inge Koerner (Christine Kaufman) ist von vier amerikanischen Soldaten vergewaltigt worden. Den Soldaten droht bei der Verhandlung vor dem Kriegsgericht für das Delikt die Todesstrafe. Das will Ihr Verteidiger Major Steve Garrett (Kirk Douglas) mit allen Mitteln der Anwaltszunft verhindern. Garrett macht sich daran, das Opfer und dessen Leumund zu diskreditieren. Mit Hilfe von willigen Helfern sammelt er Informationen über Inge und nimmt sie so lange vor Gericht ins Kreuzverhör, bis sie zusammenbricht. Die Angeklagten entgehen schließlich dank seiner Methoden der Todesstrafe. Doch Inge, die zum Spielball der Rachegelüste der örtlichen Bevölkerung und den Interessen Garrets geworden ist, kann das Geschehene nicht überwinden.

Auch wenn Stadt ohne Mitleid ein wenig hausbacken wirken mag, ist der Film immer noch eindringlich in seiner Kernaussage. Die Zeiten mögen sich geändert haben und auch die Kriminalistik hat immense Fortschritte gemacht, doch auch heute werden viele Opfer sexueller Gewalt im Gerichtssaal erneut zu Opfern gemacht. Sie müssen die an ihnen verübte Tat zumindest psychisch ein zweites Mal über sich ergehen lassen, weil es der Wahrheitsfindung dienen soll.

Für ihre schauspielerische Leistung wurde Christine Kaufmann 1962 mit einem Golden Globe auszeichnet. Bei der Verleihung trat sie ans Mikrofon, so wird erzählt, und sagte lediglich "Thank you". Als sie gefragt wurde, ob sie nicht noch etwas sagen wolle, entgegnete sie nur, dass sie sich doch schon bedankt habe. Daran könnten sich Halle Berry & Co. heute auch mal ein Beispiel nehmen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/stadt-ohne-mitleid