White Star

Klick at his best

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Ebenso wie Deadlock ist auch White Star ein typischer Roland-Klick-Film – und doch ist es gleichzeitig auch ein Dennis-Hopper-Film, denn der Star beherrscht die Leinwand mit seiner unglaublichen Präsenz.
Zu Beginn der wilden 80er Jahre: Der abgehalfterte Musikmanager Kenneth Barlow (Dennis Hopper), einst Tournee-Organisator der Rolling Stones, will mit aller Gewalt wieder einen großen Erfolg landen und einen No-Name-Musiker über Nacht zum Star machen. Dazu guckt er sich den farblosen und leicht beeinflussbaren Synthie-Popper Moody Mudinsky (Terrance Robay) aus, der mit der Parole "Future" den Punk ablösen soll. Barlow kommt es nur darauf an, dass Moody in die Schlagzeilen gerät. So inszeniert er bei einem Konzert eine Schlägerei, kündigt eine Tournee an und startet einen großen Werbefeldzug, auf deren Höhepunkt ein Attentat auf seinen Schützling verübt werden soll. Doch die Situation gerät außer Kontrolle, und ein junges Mädchen kommt dabei ums Leben….

"Dieser Film geht mich was an!", bekräftigte Dennis Hopper selbst. Denn der wirkliche Mittelpunkt dieser Musiktragödie ist er selbst. Er, der seinen Ken Barlow ganz und gar ausgeflippt spielt (Hopper war just auf dem Höhepunkt seines eigenen Kokainkonsums); exzessiv und völlig hemmungslos. Klick hatte seine Schwierigkeiten, ihn halbwegs zu "downen". Doch da waren auch noch finanzielle Probleme, Produzenten sprangen ab, und schon vor dem ersten Take war Klick mit einer Million Mark verschuldet.

Doch gerade mit dieser Synthese aus extremen Regiebedingungen und zügellosen schauspielerischen Leistungen gelingt Klick eine außergewöhnliche, hochgradig intensive und tragische Satire. Eine Tour de Force durch den Medienrummel und Staröffentlichkeit, angesiedelt im Berlin der frühen Achtziger. Nicht nur die Musik rockt, auch der Film. Roland Klick: "Der Film hat immer noch Überdruck, weil eigentlich nur alle tollen Szenen gedreht worden sind, aber alle Szenen, die auch zu einem Film gehören, die ruhigen, nicht."

Fakt ist: Roland Klick beherrscht die seltene Kinokunst, Wesentliches über Bilder zu transportieren; mit einem Gespür für Gesten, Raum, Rhythmus und Musik. Klick atmet Kino pur, es ist sein Instrumentarium, das er bedingungslos beherrscht und dessen komplexe Eigenheiten er nutzt: "Anarchie ist Ordnung," sagt Roland Klick, und sein Anspruch ist es, dieser Ordnung nachzugehen, die den Dingen innewohnt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/white-star