Möwengelächter

Mythen und Humor

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Wer ist Freya eigentlich? Eine heroische Wikingerin, eine Märchenprinzessin, eine Mörderin oder die Göttin der Liebe? Diese Fragen stellt sich die elfjährige Agga (Ugla Egilsdóttir), als eine elegante Dame vor dem Haus in dem kleinen Fischerort bei Reykjavik auftaucht, wo Agga mit ihrer Großmutter und ihren beiden Tanten Dódó (Edda Björg Eyjólfsdóttir) und Ninna (Guðlaug Ólafsdóttir) lebt. Nun, Freya (Margrét Vilhjálmsdóttir) entpuppt sich zunächst nur als eine weitere Tante.
Während des Krieges hatte Freya einen amerikanischen Soldaten geheiratet, jetzt kehrt sie als junge Witwe aus den Staaten zurück. Aber Freya ist viel zu schön und mit Mitte 20 viel zu jung, um in Trauer zu verharren. Sie will es zu etwas bringen. Als Mädchen aus der Arbeiterklasse hat sie nur die Chance: Sie muss einen Mann finden, um wieder zu heiraten. Eigenwillig und mysteriös wirkt Freya auf die Frauen im Haus und Männer des kleinen Ortes. Alle zieht sie in ihren Bann. So konstatiert der Großvater, ein alter Seemann und Sozialist mit strengen Grundsätzen, bei seinen Landaufenthalten gefährliche Veränderungen im Frauenhaushalt.

Ausgerechnet auf Björn Theódór (Heino Ferch) abgesehen hat es Freya abgesehen. Björn ist ein junger Bauingenieur aus reicher Familie, der in Deutschland studiert hat und Anteile der örtlichen Fischereiflotte besitzt. Björn Theódórs Mutter und die ganze bessere Gesellschaft des Ortes sind gegen diese Verbindung. Aber Freya setzt alle Mittel ein, um an ihr Ziel zu gelangen - misstrauisch beobachtet von Agga, die im Laufe von zwei Jahren von der Spionin zur Botin wird, von der Verräterin zur Frau.

Möwengelächter wurde mit sechs isländischen Edda-Filmpreisen (unter anderem Bester Film, Regisseur, Drehbuch, Hauptdarstellerin) ausgezeichnet. Bilder der weiten isländischen Landschaft, nordische Mythen und auch Humor sind die Zutaten von Ágúst Guðmundsson Möwengelächter, der nach dem gleichnamigen Roman von Kristin Marja Baldursdóttir entstand.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/mowengelachter