Ichi - The Killer (2001)

Mord, Folter, Wahnsinn und Gewalt

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Beim unbedarften Zuschauer wird Ichi – The Killer Übelkeit und Unverständnis hervorrufen. Wenn selbst eingefleischte (abgehärtete) Takashi Miike-Fans von dessen Sadomaso-Killer-Ballade irritiert sind, was sagt dann der Durchschnittsseher?

Ichi – The Killer ist der zwölfte Film Miikes und befasst sich mit Sadismus, Masochismus, der Lust am Töten, Sex, dem Entsorgen von Leichen(teilen) und natürlich der Lust am Sterben. Selten hat ein Film den Zuschauer ob seiner bizarren und unwirklichen Ideen in einem Moment zum Lachen gebracht, nur um ihm danach selbiges im Halse stecken zu lassen. Völlig krank, so lässt sich das Gesamtkonzept des Films zusammenfassen. Was wohl ein Psychologe zu den Protagonisten – zu Regisseur Miike? - sagen würde?

Der äußerst sensible und gestörte Ichi tötet nicht, er metzelt nieder. Betritt er einen Raum, fliegen Körperteile und spritzen Blutfontänen. Das Geschrei der Opfer vermengt sich mit den dumpfen Tötungsgeräuschen zu einem unverständlichen Brei aus vertontem Schmerz. Ist Ichi fertig, kommt ein Putztrupp und räumt hinter ihm auf. "Da hat er aber wieder gewütet", ist der lakonische Kommentar von einem von ihnen, nach einem weiteren Massaker. Als Ichi einen großen Gangsterboss umbringt, heftet sich dessen Yakuza-Killer Kakihara an seine Fersen. Aber nicht nur aus Rache: Er erhofft sich von Ichi nie gekannte Schmerzen, die ihn zu neuer, unglaublicher sexueller Lust verhelfen sollen. Auf der Suche nach Ichi kennen Kakihara und seine Gang keine Gnade und stehen in Sachen Brutalität und Sadismus ihrem Jagdwild in nichts nach.

Das es Kakihara ernst ist mit seiner Mission, zeigt er insbesondere in einer Szene: Um sich der Schande einer missglückten Aktion zu entziehen, schneidet er sich eigenhändig die Zunge aus dem Mund. Die Szene ist zwar in der vorliegenden Fassung (110 Minuten) gekürzt, doch ist der Horror in den Gesichtern der Anwesenden ausreichend, um dem Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Ob man solch drastische Gewaltexzesse – Menschen werden mit siedendem Fett übergossen, an Haken aufgehängt, bei lebendigem Leibe zerschnitten, zu Tode geprügelt / vergewaltigt usw – braucht, sei dahingestellt. Die Maskenbildner wird’s freuen, solange es Regisseure wie Takashi Miike gibt.

Vorliegende 110-Minuten-Fassung wurde um etwa 13 Minuten gekürzt, ist für den Durchschnittsseher jedoch noch immer hart an der Schmerzgrenze – und darüber hinaus. Für die einen Kunst, für die anderen perverser Müll. Das muss jeder für sich entscheiden. Kontrovers ist Ichi – The Killer auf jeden Fall.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/ichi-the-killer