Hooligans

In der Green Street

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Das Bild, das sich der Normalbürger über Fußball-Hooligans macht, ist - allgemein gesehen - simpel gehalten: Ein Haufen gehirnamputierter Grenzdebiler trifft sich beim Fußball, um sich möglichst medienwirksam gegenseitig die Fresse einzuschlagen. Doch ganz so einfach ist die Realität leider nicht. Das vermittelt Regisseurin Lexi Alexander in ihrem packenden Film-Beitrag Hooligans.
Die gebürtige Mannheimerin lebt mittlerweile in den USA und schlug sich jahrelang bei internationalen Meisterschaften im Karate und Kickboxen durch, bevor sie in Los Angeles im Joanne Baron Studio of Dramatic Arts sowie dem Piero Dusa Acting Conservatory das Regiefach erlernte. Nach Erfolgen mit Kurzfilmen feiert Alexander mit Hooligans ihr Leinwanddebüt im Independent-Kino.

Matts (Elijah Wood) Journalismus-Studium findet ein jähes Ende: Um einen reichen Kommilitonen zu decken, hat er einen Drogenfund auf die eigene Kappe genommen und wird von der Eliteuniversität Harvard geworfen. Er beschließt spontan, seine Schwester Shannon (Claire Forlani) in London zu besuchen und steigt in den nächsten Flieger. Sein Schwager Pete Dunham (Charlie Hunnam) bringt ihn in Kontakt mit der "Green Street Elite".

Es handelt sich dabei um eine Fanorganisation des Londoner Fußballvereins West Ham United, die im Untergrund agiert. Matt wird mit einer Welt voller Brutalität konfrontiert, die andererseits aber auch ihre Reize hat. Die enge Verbundenheit innerhalb der Organisation spricht ihre eigene Sprache, und Mut ist der höchste Wert in diesem Bund...

Hooligans setzt sich nicht gerade gesellschaftskritisch mit dem Problem des Hooliganismus auseinander, gibt aber doch einen minutiösen Einblick in diese Szene – und Elijah Wood bestätigt mit seiner Rollenwahl einmal mehr, dass er sich nicht auf seinen Herr-der-Ringe-Starlorbeeren ausruht und irgendwelche pekuniär lukrativen Hollywood-Blockbuster-Projekte annimmt.

Lexi Alexander beleuchtet mit Hooligans die britische Hooligan-Szene, der sich auch schon Nick Loves The Football Factory widmete. Anders als Love, der bei seinem Film eine eher neutrale und dadurch letzten Endes auch ziemlich wertfreie Abbildung anstrebte, zieht Alexander ihr Werk aber als klassischen Spielfilm auf, der aber auch dessen Erzählmustern gehorcht, was nicht immer vorteilhaft ist. Wo The Football Factory mit seinem beißenden Humor bisweilen Lacher evoziert, ist dieser Film deutlich ernster: Man spürt, dass es Alexander wichtig war, dem Zuschauer keinen Unsinn aufzubürden.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/hooligans