Die liebestollen Handwerker

Das Phänomen der Lederhosenfilme

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Die 70er brachten nicht nur Großartigkeiten wie Led Zeppelin und Juwele der Sorte Der Marathon Mann und This Is Spinal Tab zum Vorschein. Auch allgemeines Kulturgut wie die Schulmädchen-Reporte und Lederhosenfilme erblickten das Licht der Öffentlichkeit. Um zwei Exemplare letzterer Gattung soll es hier gehen.
Die liebestollen Handwerker (aka Semmel, Wurst und Birkenwasser) wurde 1972 unter der Regie des späteren Der Bumsladen-Boss-Machers Hans D. Bornhauser gedreht. Zu Recht erwartet der geneigte Filmfreund keine spektakuläre Kameraarbeit, geschweige denn Schauspielleistung. Hier dient, wie meistens, der Hauch einer Handlung, um möglichst schnell von einer Sexszene zur nächsten zu kommen. Dass selbst diese Szenen völlig prüde und halbbekleidet gezeigt werden, spricht Bände. Verlogene Saubande, damische.

Im beschaulichen Bumsenhausen wird erstmals ein Sexfilm gezeigt. Das wissbegierige, notgeile und natürlich männliche Publikum traut seinen Augen nicht. Nach der Vorstellung ist es natürlich an der Zeit, dass Gesehene so schnell wie möglich in die Praxis umzusetzen. Das es dabei drunter und drüber geht (hüstel) und viel blanke Brust gezeigt wird, ist unvermeidlich.

Liebesgrüße aus dem Lederhöschen (aka Wo der Wildbach durch das Höschen rauscht) ist da schon etwas schlüpfriger, jedoch nicht besser. Auffällig ist, dass bei näherer Beschäftigung mit dem Medium "Sexfilme der 70er Jahre", ein hohes Maß an Wiederholungen (natürlich, auch vom Nichts der Handlung) stattfindet: Dieselben Namen, dieselben Drehorte, dasselbe Team… Die Drehs kamen sicher Klassenausflügen näher als ernsthafter Filmarbeit. Dem einen oder anderen der Darsteller(innen) war oft auch nur ein einziger Auftritt in einem der bekannten Filme vergönnt gewesen. Ob dies jetzt fehlende Qualifikation oder einfach nur pures Glück war, sei dahin gestellt. Interessant auch, dass beinahe ausschließlich die männlichen Darsteller eine weiterführende Film- oder Fernsehkarriere bestreiten konnten. Nehmen wir nur mal Walter Kraus aus Die liebestollen Handwerker: Kir Royal hätten sicher viele Schauspieler gerne in ihrer Vita stehen.

Zu Anfang als Pseudodoku angelegt, kommt uns Liebesgrüße aus dem Lederhöschen daher. Als das Tagebuch des verstorbenen Bürgermeisters gefunden wird, gerät all das Vertuschte und Verheimlichte eines kleinen Dorfs ans Tageslicht. Partnertausch, Orgien und Ehebruch gehören zum alltäglichen Bild. Alle wollen nur das Eine und das möglichst oft… Die Dialoge sind niederstes Schultheaterniveau, Kamera und Regie sind, nun ja, so ziemlich das Lächerlichste, was die 70er zu bieten haben. Hier geben sich die Besten der Schlechten ein Stelldichein. Nach wie vor gilt: Für die einen Kult, für die anderen Schrott.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-liebestollen-handwerker