Cinema 50er Jahre Edition

Filme unter Adenauer

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Die cinema 50er Jahre Edition besteht aus zehn DVDs im Slimcase. Sie enthält bundesrepublikanische Produktionen aus den Jahren 1954 bis 1961, aus einem Abschnitt der Adenauer-Ära also. Fünf Satiren, vier Dramen und eine Komödie. Siebenmal schwarz-weiß und dreimal in Farbe. Drei Filme mit Walter Giller, drei mit Wolfgang Neuss, jeweils zwei mit Horst Buchholz, Martin Held, Mario Adorf, Karin Baal und Ingrid van Bergen. Filme von einigen der besten deutschen Regisseure jener Zeit: Kurt Hoffmann und Helmut Käutner (beide zweimal), Wolfgang Staudte, Bernhard Wicki, Rolf Thiele, Georg Tressler, Robert Siodmak. Fünf der zehn Filme spielen in ihrer Entstehungszeit, zwei im Dritten Reich, drei gehen noch weiter zurück.
Ludwig II. beginnt und endet 1886 mit dem - hier eindeutig als Selbstmord dargestellten - Tod des bayerischen "Märchenkönigs" im Starnberger See und stellt dazwischen hauptsächlich die romantische Legende seiner angeblichen Liebe zu Kaiserin Sisi von Österreich dar. Der Hauptmann von Köpenick, die zweite Verfilmung des Theaterstücks von Carl Zuckmayer, erzählt in der wahren Geschichte des vorbestraften und arbeitslosen Schusters Wilhelm Voigt, der 1906 in einer Hauptmannsuniform Soldaten kommandierte, von Militarismus und Obrigkeitsglauben. Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull führt Thomas Manns unvollendeten ironischen Schelmenroman von der Karriere eines ehrgeizigen Taugenichts, der seinen Charme und seine Verstellungskünste unbekümmert für seinen gesellschaftlichen Aufstieg ausnützt, zu Ende. Der Krimi Nachts, wenn der Teufel kam schildert den auf höhere Anweisung vertuschten Fall eines geistesschwachen Serienmörders im Dritten Reich. Der Kriegsfilm Die Brücke enthüllt den Missbrauch jugendlicher Unbefangenheit und Ideale, indem er eine Schar deutscher Jungen vorstellt, die am Ende des Zweiten Weltkriegs eine unwichtige Brücke in einer Kleinstadt im Bayerischen Wald gegen die anrückenden Amerikaner verteidigt. Wir Wunderkinder zeigt in einem kabarettistisch-satirischen Querschnitt die opportunistische Karriere eines Kleinstädters vom Nazi zum Bonzen. Rosen für den Staatsanwalt erzählt ebenfalls in der Form der Satire von einem Staatsanwalt, der einem ehemaligen Soldaten begegnet, den er zuvor im Krieg wegen einer Nichtigkeit zum Tode verurteilt hatte. In Die Halbstarken entwickelt sich ein jugendlicher Rowdy zum Bandenboss. Das Mädchen Rosemarie greift, wiederum kabarettistisch und persiflierend, den Fall der Prostituierten Nitribitt auf, die 1957 in Frankfurt/Main ermordet wurde. Drei Mann in einem Boot, der jüngste Film in dieser Edition, fällt etwas heraus, ist er doch weder Drama noch Satire, sondern einfach eine Komödie in der Nachfolge von Immer die Radfahrer von 1958.

Bis auf Wir Wunderkinder sind die Filme alle im Vollbild-Format und die Extras spärlich. Am interessantesten ist da ein halbstündiges Interview mit Bernard Wicki und eine knapp zwanzigminütige Heinz-Rühmann-Doku.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/cinema-50er-jahre-edition