Absolute Beginners

Eine Hommage an die Swinging Sixties

Es war Sommer; und zwar im Jahre 1958: Colin (Eddie O´Connell, Reise nach Indien), ein junger Londoner Fotograf, lebt inmitten eines Schwarzen-Ghettos, um dort Streifzüge durch die pulsierende Szene der Jazzclubs zu unternehmen.
Klar, dabei verknallt er sich nebenbei in die hübsche Suzette (Patsy Kensit, Der große Gatsby): Die aber weilt lieber in den pekuniären Armen des reichen Modeschöpfers Henley (James Fox). Der Lebemann wiederum betreibt mit seinem Partner (David Bowie) gerade die Luxussanierung von Colins Viertel und hetzt dabei eine gar nicht so zimperliche eine Gang aus Teds und Nazis gegen die Schwarzen auf. Doch Colin leistet regen Widerstand und trifft irgendwann als gefeierter Modefotograf seine Angebetete wieder…

Das britische Musical nach dem Kultroman von Colin MacInnes feiert den heimlichen Teenager-Traum von einer wilden Party, die niemals endet. Musikvideopionier Julien Temple inszenierte hier eine überbordende wie farbenfrohe Hommage an den Aufbruch der britischen Popkultur im Stil der 50er-Jahre-Musicals. Das jedoch mit dem rockigen Sound der 80er.

Die Lovestory vor dem Hintergrund der künstlerischen Verrücktheiten und Rassenunruhen der 50er Jahre ist bildet hier den peppigen Aufhänger für einen abendfüllenden Video-Clip mit temporeichen Bezügen zum Film-Musical. Gerade wegen seiner synthetischen Experimentierfreudigkeit ist dieses Musik-Movie ein außergewöhnliches inszenatorisches Unterfangen von Musikvideopionier Julien Temple.

Im Grunde genommen will die honigsüße Story vor allem das bejahende und (noch) wirtschaftlich unbelastete Lebensgefühl der Sixties, insbesondere seiner Musik erhellen. So ist das, was am nachhaltigsten in Erinnerung bleibt, wohl auch der Titelsong des damaligen Pop-Avantgardisten und Vorzeige-Durchgeknallten in Personalunion, David Bowie. Aber auch die gesamte Comedy erfrischt mit grandiosem Set-Design, und neben "Eighth Wonder"-Sängerin Patsy Kensit, spielen hier Sade und Kinks-Frontmann Ray Davies mit: allesamt Stars, die Musikgeschichte schrieben.

Ein bitterböser Beigeschmack aber bleibt: Der Film gilt als kommerziell wenig erfolgreich, die leider allzu mageren finanziellen Kinoeinspiel-Ergebnisse führten zur Insolvenz des Produktionsunternehmens Goldcrest Films; bei eher ideell konzipierten Produktionen bleibt einer eben immer auf der Strecke.

(Jean Lüdeke)

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/absolute-beginners