Cycles of Porn - Sex Life in L.A. Part 2 (DVD)

Gibt es ein Leben nach dem Porno?

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Was Schwule hinter verschlossenen Türen – und nicht nur dort – so treiben, kann man sich ja denken. Nach dieser Doku weiß man es nicht nur, man kann es auch detailliert beschreiben…
Der eine Teil der Doku Cycles of Porn – Sex Life in L.A. Part 2 beschäftigt sich mit den "neuen Wilden", die sich eine große Zukunft in der Pornobranche LAs erhoffen. In einer Big Brother-ähnlichen WG leben einige dieser jungen Schwulen zusammen. Überwacht von zig Kameras leben und vögeln sie - auch gerne mit irgendwelchen Chat-Bekanntschaften, anyway. Dann prahlt man auch gerne mal, dass man sooo einen Langen hat und betatscht sich die ganze Zeit gegenseitig.

Um 1997 spielt der andere Teil. Regisseur Jochen Hick ist mit der Kamera in der schwulen Szene von LA unterwegs. Hier trifft er auf Models, Pornodarsteller, Stricher und Möchtegerns. Acht Jahre später, also wieder 2005, sieht Regisseur Hick nach, was aus den Jungs aus Cycles of porn, seiner ersten Doku von eben 1997, und ihren Träumen geworden ist. Teilweise haben sie Karriere hinter sich, andere stecken noch, räusper, mittendrin. Wieder andere, Model John zum Beispiel, sind an einer Überdosis Heroin gestorben oder haben AIDS. Aber es gibt auch solche, die der Stadt und der Szene ganz den Rücken zugekehrt haben und heim zu Mama sind. Die ist dann natürlich ganz stolz auf ihren Filius und zeigt die Bilder und Poster, die er ihr geschickt hat. Natürlich ist der Lullermann abgeklebt, weil "er hat ja so viel Respekt vor seiner Mutter. Zeigen sie mir heute jemanden, der noch Respekt vor seiner Mutter hat."

Ohne Frage ist es interessant zu sehen, was in diesem Business passiert. Die Pornobranche selbst, für die einen ein Sündenpfuhl, für die anderen eine schillernde Halbwelt mit Abenteuern und Pillepalle, wird portraitiert, wie man es sich vorstellt: Zügellosigkeit, Sex-Parties, Routine ("nach drei Stunden fällt es mir schwer zu "kommen", gleich am Anfang hab ich da kein Problem mit" – wer nicht) und irgendwie ist das alles Alltag. Bizarr ist auch der Produzent, der mit einem Wohnmobil durch die USA reist, auf der Suche von Typen, die sich noch an Ort und Stelle ficken und dann wieder gehen.

Es ist komisch: Man wird mit vielen Schnitten und immer detaillierteren Szenen konfrontiert, doch wirklich berühren tut das Gesehene nicht, man ist eher geneigt wegzukucken. Nur in wenigen Momenten, wenn die Jungs mal nicht den tollen Hengst geben und von was anderem als von Ärschen und Schwänzen reden, bekommt man einen Eindruck davon, wie es wirklich unter der Oberfläche aussieht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/cycles-of-porn-sex-life-in-l-a-part-2-dvd