Après vous
Sukkuleten und Suizid
Eine Filmkritik von Jean Lüdeke
Verrückt nach Blanche: Antoine (Daniel Auteuil), äußerst gestresster Chefkellner eines Pariser Nobelrestaurants, trifft auf dem Nachhauseweg im Park auf den lebensmüden Louis (José Garcia), der just dabei ist, seiner tristen Existenz ein Ende zu setzen. Natürlich vermag Philanthrop Antoine dieses suizidäre Unterfangen zu verhindern, und es entsteht eine eigenartige wie innige Männer- Freundschaft. Als aber der stets hilfsbereite Lebensberater versucht, Louis wieder mit seiner Ex-Freundin, der zauberhaften Blumenverkäuferin Blanche (Sandrine Kiberlain) zu verkuppeln, verschießt er sich selbst in die Sukkulenten-Sirene und neue Komplikationen sind für die Ménage à trois vorprogrammiert…
Frankreichs Vielspieler Daniel Auteuil (
Caché) hier als modifizierter "Cyrano de Bergerac" in eigener Notsache. Eine witzig-spritzige, vor allem aber wohlwollende wie groteske Komödie der etwas leichteren Art. Es macht Freude zu sehen, wie heimliche Liebespfade mit ihren Irrungen und Wirrungen und die nicht allzu leichte Kunst des hohen Kochens, garniert mit florealen Accessoires kollidieren: Dies mit sehr viel Wortwitz, rahmigen Charme und einer gehörigen Prise Slapstick. Alles in allem eine brillant komponierte Kost um Zwischenmenschliches, Zufälligkeiten und scharf gesalzenen Geschlechterkampf-Kompositionen. Eine empfehlenswerte Rezeptur für heillose Romantiker und perfide Spaßvögel.
Alles andere als spaßig ist sonst das Metier des 56jährigen Daniel Auteuil: Er gilt als einer der charismatischsten Schauspieler des französischen Kinos. Die wohl wichtigste Rolle spielte er unter der Regie von Patrice Chéreau in
Die Bartholomäusnacht 1994, als er Heinrich von Navarra an der Seite von Isabelle Adjani darstellte. Bereits 1986 wusste er allerdings schon in Claude Berris
Jean Florette als Partner von
Gérard Depardieu und Yves Montand zu überzeugen.
Daniel Auteuil ist seit nunmehr zwei Jahrzehnten insgesamt elfmal für einen César nominiert und gewann ihn gar zweimal: 1987 für
Jean Florette und 2000 für
La Fille sur le Pont von
Patrice Leconte. Den Europäischen Filmpreis als bester Schauspieler erhielt er 1993 für
Ein Herz im Winter von Claude Sautet. Im gleichen Jahr spielt er Seite an Seite mit der Grand Dame des französischen Films, Catherine Deneuve in dem Familiendrama
Meine liebste Jahreszeit von André Téchiné. Beim Filmfestival in Cannes gewann er zudem 1996 den Preis als bester Schauspieler für seinen Part im Drama
Der achte Tag von Jaco van Dormael. Und 2005 brillierte er mit
Juliette Binoche in
Michael Hanekes Thriller
Caché im Part des Fernsehmoderators Georges mit schwer belasteter Vergangenheit. Der wird samt Familie von einem Unbekannten terrorisiert. Klar, dies brachte ihm 2005 den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller. Gleichwohl ist er ein ambivalenter Schauspieler-Typus: Entweder massiv gehasst
oder hoch geschätzt.
Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/apres-vous