Durst (1949)

Ein Frühwerk Bergmans

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Durst / Törst ist Ingmar Bergmans dritter Film und deutet spätere Großtaten leider erst an. Doch das, was er bis dato bietet, ist schon mehr, als mancher Regisseur je zu Stande gebracht hat.
Ein Film der Rückblenden, jenes oft geschmähte Stilmittel, um einen Film zu retten – oder zum Kult zu erheben. Rut ist eine junge Tänzerin, lebt für die Bühne und hat einen Liebhaber, der ihr Vater sein könnte. Erst mit der Zeit erfährt sie, dass eben dieser Liebhaber eine Frau und Kinder hat. Ohne Vorwarnung steht plötzlich die Ehefrau vor Ruts Tür. Mit der Heimlichtuerei konfrontiert, stellt sich der Fremdgeher als unschuldig dar. Für ihn sei nichts Verwerfliches daran, zwei Frauen zu haben. Doch es kommt noch besser: Rut ist von ihm schwanger. Nach der, vom Vater erzwungenen Abtreibung, ist Rut unfruchtbar und am Boden zerstört. Aus der Not heiratet sie einen Archäologen und versucht zu vergessen. Doch als sie Jahre später mit ihrem Mann im Zug durchs Nachkriegseuropa sitzt, wird sie erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert…

Bergmans Arbeit, die erst in Deutschland nicht freigegeben wurde, ist noch voller Ecken und Kanten, die spätere Leichtigkeit des Regisseurs ist noch nicht entfaltet, sondern wird lediglich angedeutet. Dennoch ist Durst / Törst ein gut beobachtetes Psychogramm einer Zweier-, später Vierer-Beziehung. Die Figuren wirken in manchen Momenten regelrecht roh und ungeschliffen, was einen Großteil der Faszination von Durst / Törst ausmacht. Auch die Kameraarbeit von Gunnar Fischer verdient eine lobende Erwähnung, denn sie schafft es, den Figuren Leben einzuhauchen, indem er nah an die Gesichter herangeht und aus ihnen Emotionen herauskitzelt, für die Ingmar Begrman später weltberühmt werden sollte.

Die DVD ist mit Produktionsnotizen, einem Trailer und Ingmar Bergman-Bio ausgestattet. Die deutschen Untertitel in der schwedischen Originalfassung nicht ausblendbar.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/durst-1949