Herbstmilch

Hart ist es das Landleben

Herbstmilch, so nennt man in Bayern die magere Sauermilch, die nicht mehr verkauft werden kann. Einst war sie ein typisches Nahrungsmittel für Arme. 1929 in einem Nest irgendwo in Niederbayern. Die Mutter der achtjährigen Anna stirbt nach der Geburt ihres neunten Kindes. Fortan muss Anna sich um die Familie kümmern und wird zur Ersatzmutter der Kinder. Basierend auf dem autobiographischen Roman der Bäuerin Anna Wimschneider, verfilmte Joseph Vilsmaier 1989, diese anrührende Lebensgeschichte mit dem viel zu früh verstorbenen Werner Stocker und Dana Vávrová in den Hauptrollen.

Entstanden ist dabei ein Heimatfilm der anderen Art. Schon bei Erscheinen des Buches wurde der Wahrheitsgehalt von manchen Kritikern angezweifelt, war das Leben der Wimschneider doch so weit entfernt vom Landidyll, wie man es sich nur vorstellen konnte. Denn Bäuerin sein bedeutete zunächst erst mal nur eines – Arbeit, Arbeit und noch mehr körperliche Arbeit. Das dabei für die Familie nicht viel mehr als nur ein wenig Brot zum Essen herauskam und man nur knapp an der Unterernährung vorbei schlitterte, mag heute erstaunen. Auch die vielgepriesene bäuerliche Dorfgemeinschaft zeigt sich eher von ihrer bigotten Seite, selbst wenn man es versteht die Feste ordentlich zu feiern.

Im Jahr 1938 scheint sich das Blatt für Anna zu wenden. Sie lernt den jungen Bauern Albert kennen. Am Tag ihrer Hochzeit zieht sie zu ihrem Mann. Doch die heißersehnten Flitterwochen fallen aus. Nur drei Tage nach der Hochzeit muss Albert zum Militär. Anna scheint vom Regen in die Traufe geraten. Vorher schuftete sie nur, jetzt wird sie auch noch ihrer Schwiegermutter gepeinigt und darf zudem noch drei ältere Verwandte von Albert versorgen. Auf sich allein gestellt, versorgt sie den Hof ihres Mannes. Nur ihre Liebe zu Albert gibt ihr die Kraft durchzuhalten.

Obwohl Herbstmilch in den Jahren 1938 bis 1945 angesiedelt ist, können sogar die Nazis und der Krieg kaum einen Eindruck hinterlassen. Im Film sind sie nichts mehr als weitere Plagen auf dem Rücken der geschundenen Landbevölkerung.

Mit Herbstmilch gelang Joseph Vilsmaier die Wiedergeburt des Heimatfilms. Ein bewegender Film über die Unerbittlichkeit des Lebens, fernab von jedem Idyll und verklärender Romantik.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/herbstmilch