Blessing Bell

Chaplin japanisch?

Ein Mann geht und geht und geht – langsam und ziellos. Durch eine stillgelegte Fabrik, durch die Strassen einer japanischen Stadt, entlang des Ufers eines Flusses, und er sagt nichts. Immer wieder begegnet Igarashi bei seinen stillen Streifzügen anderen Menschen, einem japanischen Gangster, einem Mann, der von seiner Frau betrogen wird und sogar einem Geist. Igarashi sagt nichts und handelt doch. Und es passiert ihm viel an diesem einen Tag, den Regisseur Sabu hier gekonnt in Szene setzt. Igarashi wird ins Gefängnis geworfen, er rettet Kinder aus einem brennenden Haus, wird von einem Auto überfahren und er wird zum Millionär. Nur wir Zuschauer sehen nichts davon, der Film lässt alles nur erahnen. Denn gezeigt wird in Blessing Bell wenig – das Meiste muss sich der Zuschauer selbst erschließen.

Im Grunde erscheint Blessing Bell als ein Stummfilm, zumindest was seinen Helden betrifft. Die Bilder sind karg, langsam, immer wieder erstarrt das Bild auf der Leinwand, so wie die wenigen Dialoge auch. Absurd im chaplinesquen Sinn ist dieses Leben in einem Tag, nichts als eine Kette von Zufällen und surrealen Begebnissen in die sich Igarashi fügt.

Geschickt spielt Regisseur Sabu mit kinematographischen Gewohnheiten und Konventionen und liefert dabei doch immer wieder auf ungewöhnliche Weise Zitate aus der Geschichte des Films. Blessing Bell ist sicher keine leichte Kost, doch Freunde des japanischen Films werden mehr als auf ihre Kosten kommen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/blessing-bell