Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Zuletzt war bei uns im Kino Hwal – Der Bogen von Kim Ki-Duk zu sehen. Das war im Sommer 2006. Längst hat der koreanische Regisseur zwei weitere Filme abgedreht, für die sich allerdings bislang noch kein deutscher Verleih gefunden hat: Time (2006) und Breath (2007). Immerhin zeigt arte diese Woche Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling, einen seiner schönsten und sinnlichsten Filme. Der Film ist zweiter Teil eines achtteiligen arte-Themenschwerpunkts, der sich den Weltreligionen widmet.

Abgeschieden vom Trubel der Großstadt leben ein Mönch (dargestellt von dem berühmten Theaterschauspieler Oh Yeong-Su) und sein kleiner Schüler in einem kleinen Holzhaus mitten auf einem ruhigen Bergsee. Während um sie herum die Jahreszeiten ihren Lauf nehmen, ist jede Lebensphase der beiden Mönche von einer Intensität durchdrungen, die sie zu einer tieferen Spiritualität führt – und in eine Tragödie. Denn auch ihnen ist es nicht möglich, sich dem Strudel des Lebens zu entziehen, den Begierden, dem Leiden und den Leidenschaften, die von uns allen Besitz ergreifen.

In fünf Geschichten aufgeteilt, erzählt Kim Ki-Duk von Fröhlichkeit, Wut, Leid und Freude in dem Leben des heranwachsenden Mönchen – vom kleinen Kind bis zu alten Mönchen – wiedergespiegelt in den einzelnen Jahreszeiten. Es geht dabei um unser aller Leben, um die Bedeutung von Reife, Grausamkeit, Begierde und den Schmerz, den dies auslöst. Der Film kann als Meditation über das Leben verstanden werden, aber auch als eindrucksvollen Einblick in die Seelen- und Gedankenwelt des Buddhismus. Herrliche Landschaftsaufnahmen, kontemplative, statische Kameraeinstellungen machen den Film zu einem Kunstgenuss jenseits des Mainstream-Kinos.

Wer das Oevre von Kim Ki-Duk kennt, der weiß, dass seine Filme meist von schonungslos Härte sind. Die grausame Wirklichkeit, die er in seinen Filmen zum Ausdruck bringt, mag vom Publikum gefürchtet und Kritik verabscheut werden, doch wenn die Energie, die seine Filme ausmacht, als dunkel und ungerecht empfunden wird, kann dies nicht nur an den Filmen selber liegen. Dabei ist Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling vielleicht der am wenigsten schonungslose Film des koreanischen Filmemachers, mit dem er in eine grandiose Naturkulisse entführt und die Weisheit eines alten Meisters lehrt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/fruhling-sommer-herbst-winter-und-fruhling