Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling

Ein Film wie das Leben

Im Buddhismus ist der Glaube an die Wiederkehr und das Rad des Lebens allgegenwärtig, alles ist eine genau vorherbestimmte Abfolge von Phasen, Stufen, Jahreszeiten und dem sich stets aufs Neue wiederholenden Rhythmus von Geburt, Wachstum und Verfall. Ein Zyklus, dem nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen unterworfen sind, wie etwa der alte Mönch und sein Schüler in Kim Ki-Duks neuem Film Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling, die zusammen in einem kleinen Tempel an einem ruhigen Bergsee leben. Während um sie herum die Jahreszeiten ihren Lauf nehmen, durchleben auch die beiden Mönche unterschiedliche Phasen ihres Lebens, die schließlich wie vorherbestimmt in eine Tragödie münden. Auch sie können sich nicht dem Strudel des Lebens entziehen, den Begierden, dem Leiden und den Leidenschaften.

Unter dem wachsamen Auge des alten Mönches macht der junge Mönch die schmerzliche Erfahrung des Verlustes seiner Unschuld: Im Sommer zieht der Schützling hinaus in die Welt, weil er sich in eine Frau verliebt hat. Als er im Herbst zurückkehrt, hat er sich aus Eifersucht schuldig gemacht und er wird verhaftet. Als er schließlich im Winter abermals in den kleinen Tempel am See kommt, ist der alte Mönch gestorben, und der Junge nimmt seinen Platz ein, seine Form der Wiedergutmachung. Und so wird für den alten Mönch und seinen Schützling die Einsiedelei zum Ausgangs- und Endpunkt ihres Schicksals, zum Ankerplatz und zur Durchgangsstation.

Kim Ki-Duk, dessen Film Samaria im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale zu sehen war und dort den Silbernen Bären für die beste Regie erhielt, ist mit Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling ein Film von berückender Schönheit und spiritueller Kraft gelungen, eine Ode an den Lauf der Zeit und des Lebens. Ein faszinierender Einblick in die Seelen- und Gedankenwelt des Buddhismus.

Kim Ki-Duk selbst sagt über seinen Film Folgendes: "Meine Absicht war es, Fröhlichkeit, Wut, Leid und Freude in unserem Leben im Laufe der vier Jahreszeiten und des Lebens eines Mönchs darzustellen, der in einem Tempel im Jusan See lebt, nur von der Natur umgeben. Die fünf Geschichten vom kindlichen Mönch, vom heranwachsenden Mönch, dem erwachsenen Mönch, dem älteren Mönch und dem alten Mönch spiegeln sich in den Bildern der einzelnen Jahreszeiten. Es geht um die Bedeutung der Reife in unserem Leben, wie wir uns entwickeln, um die Grausamkeit von Unschuld, das Besessensein von Begierden und den Schmerz mörderischer Intentionen."

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/fruhling-sommer-herbst-winter-und-fruhling