Pipermint - das Leben, möglicherweise

Familienspiele

Die sechzehnjährige Zoé Mint (Luisa Soi-Kaiser) und ihr drei Jahre älterer Bruder Theo (Marek Harloff) wollen raus aus ihrer anscheinend bedrückenden Familienkonstellation und brechen zusammen mit Zoés sechsjährigem Babysitting-Schützling Artur (David Zohlen) auf zu einer Reise ohne klares Ziel. Je weiter sich die Drei von Zuhause entfernen, desto näher kommen sie sich und bauen sich ihre eigene, intensive, kleine Welt auf, eine kleine Ersatzfamilie, die sie DIE BANDE nennen. Schließlich landen sie auf einer kleinen kroatischen Insel in der Villa des Schriftstellers Mendel (Sami Frey), der unter den Bewohnern als Sonderling und kauziger Einzelgänger gilt. Niemand weiß, ob dieser Mann wirklich einen Roman schreibt oder ob er vielleicht – wie auch gemunkelt wird – überhaupt schreiben kann.

Langsam breiten sich Theo, Zoé und Artur in der Villa aus und bauen sich mehr und mehr eine eigene kleine Ersatzfamilie auf. Besonders Zoé schafft sich ein Gespinst aus Riten, Bewusstseinszuständen und Gewohnheiten, die mit der Wirklichkeit immer weniger zu tun haben. In ihren Tagträumen wird Artur ihr Sohn und Theo ihr geliebter Prinz – mehr und mehr lädt sich die Atmosphäre zwischen den Jugendlichen erotisch auf. Besonders Theo und Zoé beobachten einander zunehmend, machen sich Geschenke und bauen sich ein Matratzenlager, das ihre Höhle ist. Doch das Gleichgewicht innerhalb der BANDE ist brüchig und labil, den Zoé fordert von Theo und Arthur unbedingte Treue; ein Anspruch, den die beiden nicht erfüllen können oder wollen. Arthur freundet sich mit Mendel an und Theo verliebt sich Sanja (Meret Becker). Nach der realen Familie, die nur angedeutet ist, scheint auch das Ersatzkonstrukt auseinander zu brechen. Doch Zoé ist keinesfalls gewillt, die „Familie“ so einfach aufzugeben. Phantasmen und Realitäten beginnen sich zunehmend miteinander zu mischen.

Nicole-Nadine Deppés Debütlangfilm Pipermint - Das Leben möglicherweise, der bereits auf dem Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken zu sehen war, ist kein einfacher Film, vieles wird lediglich angedeutet, die familiären Hintergründe von Zoé, Theo und Arthur, die als Ursache für das Psychospiel dienen sollen, bleiben im Dunkeln, was eine Identifikation mit den Protagonisten erschwert. Immer wieder distanziert sich die Erzählung deutlich vom Gegenstand des Interesses, relativiert das eben Gezeigte und stellt es in Frage, was den Zugang zu diesem Film zusätzlich erschwert. Ist es ein Spiel oder Ernst? Und wo liegen die Gründe für Zoés Verhalten? Fragen, mit denen der Filme die Zuschauer am Ende leider etwas ratlos zurücklässt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/pipermint-das-leben-moglicherweise