Genesis

Ein spektakulärer Naturfilm

Wachsende Vitamin C-Kristalle zu Beginn und damit gleich die ersten hypnotischen Bilder in einem ungewöhnlichen Film. Nach Mikrokosmos, Nomaden der Lüfte und Deep Blue hätte man davon ausgehen können, an Naturaufnahmen im Kino bereits das Spektakulärste gesehen zu haben. Gut, das dem nicht so ist, denn Genesis überrascht mit nie gesehenen Aufnahmen und Eindrücken.

Das hätte auch schief gehen können. Denn in diesem Film geht es um nichts weniger als um „das große Ganze“: das Universum, die Zeit, Liebe, Geburt und den Tod. Also um die Entstehung allen Seins, unserer eigenen Existenz und unsere Beziehung zur Welt. Um diesen hohen Anspruch an das eigene Unterfangen zu unterstreichen, entschieden sich die Regisseure Claude Nuridsany und Marie Pérennou für einen Schamanen, der etwas von einem Geschichtenerzähler und Zauberer hat, ein weiser, afrikanischer Mann, der über die Entstehung dieser Welt berichtet und mit großer Bildhaftigkeit Zusammenhänge zwischen den Dingen herstellt. Ein wenig Ethno-Kitsch und Hokus Pokus ist hier im Spiel, wenn der Schamane effektvoll ein Streichholz zündet oder mit großer Symbolik Staub wirft, um die Geheimnisse des Lebens und der Erde näher zu beschreiben. Ein etwas lehrmeisterliches dramaturgisches Mittel, das eigentlich, außer das es durchaus dem Zusammenhalt des Films dient, dahingehend fragwürdig ist, weil die großartigen Bilder ausreichend selbst für sich sprechen und eine ausschließliche Begleitung der Eindrücke aus dem Off für ein erwachsenes Publikum (an das sich dieser Film insbesondere auch wendet) ausreichend gewesen wäre.

Ob nun beispielweise die Gegenüberstellung von Baby-Krokodil und Baby-Mensch, die Verbindung von Rauch und Quallen, die äußerst beeindruckende Beobachtung der „Schlammspringer“ (ein gehender Fisch), ein aus dem Matsch kommender Ochsenfrosch oder der Liebestanz der Seepferdchen (gedreht wurde unter anderem auf den Galapagos-Inseln, in Polynesien, in Island und auf Madagaskar): vieles ist in dieser Intensität neu im Kino und die Botschaft des Films, dass alles vorhandene Leben in Liebe miteinander verbunden ist, lässt sich tatsächlich in dieser Dimension hautnah spüren und erleben. Dass Nuridsany und Pérennou dabei meist seltsame, selten betrachtete, im normalen Empfinden eher als „hässlich“ einzustufende Tierarten spektakulär in Szene setzten und diese über Nahaufnahmen und langen Einstellungen „menschlich“ werden ließen, ist das besondere Verdienst dieses farbintensiven, ökologischen Erlebnisses. Genesis: eine poetische Reise durch die Wunderwelten dieser Erde; ein Film, der einem die Begrenztheit und die Ignoranz menschlicher Denkweisen vor Augen hält.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/genesis