Der Maschinist (2004)

Der Schlaf des Verstandes gebiert Ungeheuer

Fast scheint es so, als habe das Leben dem Maschinisten Trevor Reznik (Christian Bale) alle Kraft und jegliche Substanz aus den Knochen gesaugt – sein Körper ist ein einziges Bild menschlichen Leidens. Zum Skelett abgemagert wandelt er durch die Straßen, findet seit einem Jahr keinen Schlaf mehr und verfällt zusehends. Wenn er seinen malträtierten und heruntergehungerten Körper entblößt, überkommt den Zuschauer eine Welle des Ekels und Mitleids und man mag Trevor in den Arm nehmen und trösten von dem großen Leid, das diesen Mann offensichtlich übermannt haben muss. Mit seinem körperlichen Verfall wächst auch seine geistige Verwirrung, engeren Kontakt hat er lediglich zu der Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh) und der Kellnerin Marie (Aitana Sánchez-Gijón), der er nachts begegnet. Seine Kollegen begegnen der wandelnden Zeitbombe zusehends distanziert, was sich noch verstärkt, als Trevor aus Unachtsamkeit einen Arbeitsunfall verschuldet, bei dem ein Kollege einen Arm verliert.

Doch seine aufkeimenden Schuldgefühle machen schnell einer ausgeprägten Paranoia Platz, die durch plötzliche auftauchende kryptische Nachrichten in seiner Wohnung und einem geheimnisvollen Arbeitskollegen verstärkt wird. Ist Trevor das Opfer einer groß angelegten Verschwörung oder spielt sein müder Geist ihm Streiche? Trevor macht sich daran, die Gründe für die Mühsal seines Daseins und seiner Existenz zu ergründen und wünscht sich sehr bald, dass er sich nicht an die Lösung des Rätsels gemacht hätte, das sein Leben so sehr beherrscht.

Hauptdarsteller Christian Bale bereitete sich für seine Rolle in diesem Film auf sehr extreme Weise vor: Er hungerte sich 30 Kilo von den Rippen, um dem Maschinisten Trevor die durchscheinende Physis eines Magersüchtigen und Todgeweihten zu geben. In düsteren Farben und engen Räumen gefilmt, ist Der Maschinist ein eindrucksvoller Trip in die Abgründe der menschlichen Seele, Kafka meets Freud und David Lynch, ein Psychothriller, von dem man kaum glaubt, dass es sich hierbei um eine spanische Produktion handelt, denn der Look und der Erzählgestus erinnern sehr an amerikanische Indie-Produktionen wie Christopher Nolans Memento, mit dem Der Maschinist durchaus in einer Liga spielt. Eine echte Entdeckung, vor allem auch wegen der herausragenden schauspielerischen Leistung von Christian Bale.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/der-maschinist-2004