Schau Mich An! (2004)

Ein Bild von einem Film

Die junge Lolita Cassard (Marilou Berri) entspricht trotz ihres verführerischen Namens nicht gerade dem Schönheitsideal ihrer Umwelt, was ihr ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven geht. Wer nun allerdings glaubt, sie fände zuhause Unterstützung und Bestätigung, sieht sich schnell getäuscht, denn ihr Vater Etienne Cassard (Jean-Pierre Bacri), ein einflussreicher und von allen umschwärmter Schriftsteller und Verleger, ist ein eitler Egozentriker, denn außer den eigenen Befindlichkeiten rein gar nichts interessiert. Und dass Etienne eine Freundin namens Karine (Virginie Desarnauts) im Alter seiner Tochter hat, die ausgesprochen attraktiv und begehrenswert aussieht, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Also stößt Lolita aus Trotz mit ihrer ruppigen Art selbst die Menschen vor den Kopf, die es ehrlich mit ihr meinen - beispielsweise den jungen Journalisten Sébastien (Keine Bouhiza). Denn wer gibt sich schon mit ihr ab, ohne damit eigentlich den berühmten Vater zu meinen?

Auch Sylvia (Agnès Jaoui), Lolitas Gesangslehrerin, ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Zwar attestiert sie ihrer Schülerin eine ausgesprochen schöne Stimme, doch sie findet, dass diese viel zu pampig und griesgrämig durchs Leben geht. Sylvias Gleichgültigkeit schlägt allerdings in Begeisterung um, als sie erfährt, wer Lolitas Vater ist. Danach dauert es nicht sehr lange, bis sie und ihr von Selbstzweifeln geplagter Ehemann Pierre, ein bisher erfolgloser Autor (Laurent Grévill), in Etienne Cassards erlauchten engeren Zirkel von Schmeichlern, Ja-Sagern und Vasallen zugelassen werden. Dort lernt das Paar unter anderem Cassards Assistenten Vincent (Grégoire Oestermann) kennen, der sich seit einer halben Ewigkeit gefallen lässt, dass sein Chef ihn wahlweise ausnutzt oder sich auf seine Kosten amüsiert. Rund um diesen Kreis von Charakteren entspinnt sich nun ein Reigen der Leidenschaften und geheimen Wünsche, der sich stets um ein Thema dreht – die Suche nach Anerkennung und den Preis, den man dafür bereit ist zu zahlen.

Die Regisseurin Agnès Jaoui zählt zu den Shooting Stars des französischen Kinos, so erhielt sie unter anderem Césars für die Drehbücher zu Smoking/No Smoking und Das Leben ist ein Chanson von Alain Resnais und 4 Césars und eine Oskar-Nominierung für ihren ersten Film Lust auf anderes - Le goût des autres. Und die hohen Erwartungen an ihren neuen Film haben sich voll und ganz erfüllt, denn Schau Mich An! ist eine witzige und pointierte Gesellschaftssatire mit ernstem Hintergrund, die bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch bedacht wurde. Scheinbar mühelos und ohne ihre menschlichen, allzu menschlichen Charaktere bloßzustellen oder zu verurteilen, gelingt ein warmherziger, abgründiger und unterhaltsamer Blick auf die ganz alltägliche Jagd nach Liebe und Anerkennung – ein Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/schau-mich-an-comme-une-image