Ein Zuhause am Ende der Welt - A Home at the End of the World

Die lange Suche nach sich selbst

In den wilden Zeiten der späten Sechziger und frühen Siebziger wächst der siebenjährige Bobby Morrow in einem liberalen und weltoffenen Haushalt ohne Vater auf. Sein Leitbild ist sein mit Drogen experimentierender großer Bruder Carlton, der kaum einen Trip auslässt und mit hippiemäßiger „Die Welt ist mein Freund“-Attitüde durchs Leben geht. Alles ist Friede, Freude und Liebe, doch die unbeschwerten Zeiten sind schnell vorbei: Als Bobby nach tragischen Unfällen sowohl seine Mutter als auch seinen Bruder verliert, nimmt ihn die Familie seines Highschool-Freundes Jonathan Glover auf. Hier findet er so etwas wie Geborgenheit und Zuneigung, besonders durch Jonathans Mutter Alice (Sissy Spacek). Doch auch die Freundschaft zwischen den beiden Jungs geht ungewöhnliche Wege. Es kommt zu ersten schüchternen Annäherungen und heimlichen Zärtlichkeiten unter der Bettdecke. Doch als Alice die Jungs dabei erwischt, wird die Zuneigung zum Problem. Jonathan verlässt seine Familie und geht nach New York. Bobby bleibt da und wird unter Alices Anleitung Bäcker.

In den frühen Achtzigern zieht Bobby (Colin Farrell) zu Jonathan (Dallas Roberts) nach New York, wo dieser sich eine Wohnung mit der älteren Clare (Robin Wright Penn) teilt. Schnell bahnt sich eine komplizierte Dreiecksbeziehung an, in deren Verlauf Clare von Bobby schwanger wird. Nun ist das Chaos perfekt, doch die beiden Männer wissen eine ungewöhnliche Lösung des Problems, sie stellen sich gemeinsam als Väter für das Baby zur Verfügung und ziehen gemeinsam mit Clare aufs Land. Als Clare schließlich erkennt, dass Bobby und Jonathan einander lieben, beschließt sie, nicht länger zwischen den beiden zu stehen und verlässt die Männer zusammen mit ihrer kleinen Tochter. Nun sind Bobby und Jonathan endlich am Ende ihres Weges angelangt, doch über allem liegt der Schatten der Vergangenheit.

Mit sparsamen Gesten und ohne emotionalen Impetus erzählt der Spielfilmdebütant Michael Mayers in seinem Film Ein Zuhause am Ende der Welt von der Selbstfindung Bobbys, der stets zwischen den liberalen Prägungen seiner Kindheit und der Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit hin und her schwankt und der sich seiner wahren Gefühle erst ganz langsam sicher werden muss. Ähnlich wie in Ang Lees Der Eissturm werden hier die Ideale einer freien Geisteshaltung mit den daraus resultierenden Verlusten an Wärme und Zwischenmenschlichkeit konterkariert, so dass jeder Versuch, seinen eigenen Weg zu finden, zu einem gefährlichen Balanceakt der Seele wird. Sehenswert ist vor allem "Alexander" Collin Farell, der hier eine eindrucksvolle, weil äußerst zurückhaltende Schauspielleistung bietet. Amerikanisches Independent-Kino vom Feinsten!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/ein-zuhause-am-ende-der-welt-a-home-at-the-end-of-the-world