Das Phantom der Oper - The Phantom of the Opera

Ein Lob der Mehrfachverwertung

Die Story ist eigentlich hinlänglich bekannt, doch für alle, die das erfolgreichste Musical der Welt noch nicht kennen, hier ein kleiner Abriss der Handlung: Im Jahr 1870 wird die Pariser Oper von einem unheimlichen Geist terrorisiert, der versucht, Einfluss auf die musikalische Leitung zu nehmen. Als die Direktoren seine Forderungen nicht erfüllen, droht das Phantom, alle Inszenierungen zu sabotieren. Auch der Star des Hauses, die temperamentvolle Operndiva La Carlotta (Minnie Driver) muss sich dem Willen des Phantoms beugen. Allerdings macht der Geist eine Ausnahme: Das unschuldige Chormädchen Christine (Emmy Rossum), das nach dem Tod ihres Vaters in der Oper ein neues Zuhause gefunden hat. Tief und geheimnisvoll ruft seine Stimme nach ihr und fördert ihr außerordentliches Gesangstalent, ohne sich ihr jedoch jemals zu offenbaren. Nur die Leiterin des Ballett Ensembles, Madame Giry (Miranda Richardson) weiß, dass es sich bei Christines mysteriösem „Engel der Musik“ in Wirklichkeit um ein musikalisches Genie handelt, das sich in den Katakomben des Opernhauses versteckt hält und dessen Gesicht von einer schrecklichen Missbildung entstellt ist.

Als die launische Diva La Carlotta bei der Generalprobe türenknallend das Theater verlässt, haben die ratlosen Direktoren der Oper (Simon Callow und Ciaran Hinds) keine andere Wahl, als die Hauptrolle mit Christine zu besetzen. Und siehe da: Die Chormaus Christine verzaubert mit ihrem glasklaren Gesang nicht nur das Publikum, sondern auch das Phantom, das nun wild entschlossen ist, sie zum neuen Star der Oper zu machen. Allerdings wird der kleine Schützling noch von jemand anderem umworben, und der ist dummerweise attraktiver als das Geist: Der Mäzen des Opernhauses Graf Raoul de Chagny (Patrick Wilson). Christine kann der Mischung aus Macht, Geld und gutem Aussehen jedenfalls nicht lange widerstehen, was das Phantom rasend vor Eifersucht werden lässt.

Nachdem die Kitsch-Soße von Andrew Lloyd-Webber bereits in allen Muscial-Theatern zwischen San Francisco und Hong-Kong rauf- und runtergenudelt wurde – 65.000 Aufführungen und 80 Millionen Besucher weltweit – war zu befürchten, dass die schmissige Schmonzette auch irgendwann auf die Leinwand gebracht wird – von wegen Zweitverwertung und so. Und schon lange brodelten die Gerüchte in Hollywood, dass Joel Schumacher sich am Stoff versuchen würde, immer wieder wurden neue Stars ins Rennen geworfen, die angeblich gerade ihre Stimme für den Gesangs-Akt trainieren sollten. Sogar der Name John Travolta – als missgestaltetes Phantom etwa? – wurde ins Feld geführt. Doch jahrelange Rechtstreitigkeiten verzögerten die Verfilmung, so dass der Erfolgsgarant erst jetzt, passend zur Vorweihnachtszeit ins Kino kommt. Opulentes Kino irgendwo zwischen Moulin Rouge und der Aufführung des Stadttheaters Braunschweig (sorry Braunschweig!). Vielleicht ist ja demnächst auch mit Miss Saigon zu rechnen – in der Regie von Oliver Stone.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/das-phantom-der-oper-the-phantom-of-the-opera