Oh Happy Day (2004)

Preiset den Herrn!

Hannah (Lotte Andersen) ist eine typische dänische Hausfrau, die sich mit vielem arrangiert hat und ohne Ambitionen in einem kleinen dänischen Provinznest versauert. Das einzige, worauf ihr Mann noch scharf ist, ist seine Arbeit und seine Modelleisenbahn und auch ihr Sohn wird langsam flügge. Da ist die wöchentliche Probe des örtlichen Kirchenchores mit ihrer Freundin Grethe (Ditte Gråbøl)die einzige willkommene Abwechslung, auch wenn der Gesang reichlich müde und uninspiriert daherkommt. Der Gewinn von zwei Tickets für das Konzert eines echten amerikanischen Gospelchors ist da schon das Highlight des Jahres und die Freundinnen sind überwältigt von der mitreißenden Musik und der überschäumenden Lebensfreude der schwarzen Musiker.

Beseelt und wie in Trance radelt Hannah nach Hause – und gerät vor lauter Träumerei dem Tourbus des Chores in die Quere. Es folgt eine Vollbremsung mit Folgen: Hannah bleibt zwar unverletzt, aber ausgerechnet der (natürlich verdammt gutaussehende) Vorsänger Moses Jackson (Malik Yoba) verletzt sich und kann die Tournee vorerst nicht fortsetzen. Er muss ins Krankenhaus und anschließend seine Verletzungen auskurieren – eine Situation, mit der sowohl der latent rassistische Ort als auch der smarte Sänger restlos überfordert sind.

Die unerschrockene Grethe lädt den Profi-Musiker kurzerhand zur Probe ihres Kirchenchors ein. Wo er schon mal da ist, kann er ihnen vielleicht die dringend nötige Inspiration geben! Hannah möchte vor Scham im Boden versinken. Doch das Wunder geschieht: Bei der nächsten Probe steht Moses Jackson in der kleinen Kirche und hört sich ihre sehr eigene Interpretation des Klassikers „Oh Happy Day“ an - die vom Gospel mindestens so weit entfernt ist, wie Dänemark von Harlem. Doch Jackson ist gerührt von der spirituellen und musikalischen Unbedarftheit dieser sympathischen, weltfremden Menschen. Und er entdeckt Hannahs großes Gesangstalent – und die wundervolle Persönlichkeit, die sich hinter ihrer zurückhaltenden Art versteckt. Moses Jackson beschließt, dem dänischen Kirchenchor den Rhythmus, den Geist und die Seele des Gospel nahe zu bringen: Gospel für Anfänger! Und als der charismatische und dem Alkohol zuneigende Moses ausgerechnet die zurückhaltende Hannah zur neuen Chorleiterin bestimmt, ist das so etwas wie ein Erweckungserlebnis. Preiset den Herrn!

Oh Happy Day ist eine frische und mitreißende Komödie über den alltäglichen Trott, in dem wir alle stecken, die Macht der Musik und über Talente, die in jedem von uns stecken, sie müssen nur entdeckt und wachgeküsst werden. Eine Botschaft, die gerade in die Weihnachtszeit bestens passt. Den Soundtrack besorgte übrigens die Achtziger-Ikone Rick Astley (Never gonna give you up), dem mancher soviel Inspiration gar nicht zugetraut hätte. Doch der Gospel wirkt sich eben auf alle aus. Noch ein Tipp: Sollten Sie vorhaben, ein Konzert eines Gospelchores zu besuchen, seien Sie vorsichtig auf dem Nachhauseweg – es könnte Ihr Leben verändern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/oh-happy-day