Uzak - Weit

Ein Porträt der Entfremdung und Einsamkeit

Dass man auch unter Menschen und inmitten einer brodelnden Metropole einsam sein kann, zeigt der vielfach ausgezeichnete türkische Film Uzak – Weit auf eindringliche Weise und mit berückender und ungewohnter Langsamkeit.

Mahmut (Muzaffer Özdemir) hat sich seit seiner Scheidung in seine Wohnung in Istanbul zurückgezogen und verlässt nur noch selten seine Behausung. Der einstmals ambitionierte Fotograf verdient mittlerweile mit dem Ablichten von Kacheln für Werbekataloge seine Brötchen, von den früheren Ansprüchen, hehre Kunst zu machen, ist nichts mehr übrig geblieben, statt dessen hängt Mahmut lieber stundenlang vor dem Fernseher herum und lässt sich berieseln. Doch als sein Cousin Yusuf (Mehmet Emin Toprak) nach Istanbul kommt, um hier auf einem Schiff anzuheuern, erklärt sich der Einsiedler dazu bereit, den Verwandten aufzunehmen; eine Entscheidung, die Mahmut bald bereuen wird.

Denn Yusufs Pläne, einen Job zu finden, scheitern allesamt, so dass aus der kurzzeitigen Unterbringung ein immer längerer Aufenthalt wird. Staunend und mit den Augen eines Kindes streift das Landei durch die Metropole, ergibt sich ihrem Sog und schleicht unbekannten Schönheiten nach, statt seinem Leben einen Sinn zu geben. Kein Wunder, dass Yusuf mit seiner Unbedarftheit Mahmut bald kräftig auf die Nerven geht. Zumal dessen Unbekümmertheit immer mehr zu einem grellen Gegenbild seiner eigenen, zunehmend Sinn entleerten Existenz wird.

In langsamen und sorgsam auskadrierten Bildern, die an Angelopoulos, Ozu und den im Film öfter erwähnten Andreij Tarkowskij erinnern, erzählt Nuri Bilge Ceylan von der zunehmenden Entfremdung und Vereinsamung seiner traurigen Helden, die inmitten des winterlichen Istanbul versuchen, ihr Leben zu ordnen und die doch immer wieder an sich selbst scheitern. Uzak – Weit wurde auf dem Filmfestival von Cannes im Jahre 2003 mit dem "Großen Preis der Jury” und dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet, ein Erfolg, der allerdings vom Unfalltod des Hauptdarstellers Mehmet Emin Toprak überschattet wurde, der im Dezember 2002 verstarb. Wer die Filme Tarkowskijs oder Kiarostamis mag, dem wird mit Sicherheit auch Uzak gefallen, ein Meisterwerk der leisen Sorte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/uzak-weit