Solino

Der Pizza-Traum

In den sechziger Jahren verlässt die Familie Amato ihr sonniges Heimatdorf Solino im süditalienischen Apulien und wandert nach Duisburg aus. In der tristen Industrielandschaft des Ruhrgebiets machen sie sich daran, etwas südländische Freude in der Arbeiteralltag zu zaubern, und zwar mit Hilfe der ersten Pizzeria am Ort, die auch den Kumpels das süße Leben näher bringen soll. Vor allem der Vater der Familie Romano (Gigi Savoia) geht in seiner Rolle als Restaurantbesitzer und Latin Lover voll auf, während seine Frau Rosa (Antonella Attili) zunehmend unter Heimweh und den Eskapaden ihres Gatten leidet. Auch die beide Söhne der Familie haben ihre Probleme, Gigi (Barnaby Metschurat) und Giancarlo (Moritz Bleibtreu) verlieben sich in dasselbe Mädchen. Im Lauf der Jahre lebt sich die Familie immer mehr auseinander, bis Rosa schließlich den einsamen Entschluss fasst, nach Solino zurückzukehren. Und auch das Brüderpaar Gigi und Giancarlo geht alsbald getrennte Wege, einer der beiden wird mit seiner Mutter gemeinsam den langen Weg nach Hause antreten.

Manche Kritiker wusste Fatih Akins Film über eine italienische Familie in Deutschland nicht in dem Maße zu überzeugen, wie dies bei Kurz und Schmerzlos und Im Juli der Fall gewesen war. Und mit Sicherheit hat Solino nicht die karge Rauheit und Authentizität seines Aufsehen erregenden Debüts oder des Berlinale-Gewinners Gegen die Wand. Trotzdem steht Solino immer noch weit über anderen filmischen Auseinandersetzungen zum Thema Gastarbeiter, er zeigt die Probleme und die verschiedenen Formen, mit dem Leben in der Fremde zurecht zu kommen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben und die Schwierigkeiten allzu sehr ins Zentrum des Interesses zu rücken. Denn in erster Linie ist Solino das bitter-melancholische Porträt einer Familie, die scheitert. Obwohl Akin nicht an Gefühlsirrungen und –wirrungen spart, umschifft er souverän ein Übermaß an Kitsch und präsentiert eine opulente deutsch-italienische Familiensaga, die zielsicher den Zeitgeist der sechziger und siebziger Jahre einfängt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/solino