The Nomi Song

Das kurze und wilde Leben des Klaus Sperber

Er war eine der großen Kunstfiguren der äußerst vitalen Punk- und New Wave-Szene New Yorks, ein gefallener Engel, ein Superstar des Underground und ein Wesen von einem anderen Stern. Doch sein Ruhm als schillernder Gesangsstar und perfekte Kunstfigur währte nur kurz, bis die Nachricht von seinem Tod im Jahre 1983 durch die Zeitungen ging. Denn Klaus Nomi, mit bürgerlichem Namen Klaus Sperber, war eines der ersten prominenten Opfer des „guy cancer“, einer Krankheit, die später als AIDS zu trauriger Berühmtheit gelangte.

Der Dokumentarfilmer Andrew Horn hat sich mit der Kamera auf Spuren suche nach dem Phänomen Klaus Nomi gemacht, der sich selbst stets so wahrnahm, wie auch sein image war – als absoluten Außenseiter. Seine Karriere als Sänerg begann bei Ira Siff, die ihn zum klassischen Opernsänger ausbildete. Doch die Stimmlage eines Counter-Tenor, als jenem Part, den früher die Kastraten innehatten, verhinderte eine Opernkarriere, da es hierfür kaum geeignete Rollen gab. Alsbald zog es Klaus Sperber also in die USA, wo er sich zuerst als Tellerwäscher und Putzmann verdingte, um sein Auskommen zu finden. Doch der Wunsch nach Verwirklichung seiner Talente ließ ihn nicht los, bis er für sich selbst die Kunstfigur „Nomi“ erfand und diese zu seinem zweiten (oder ersten) Ego machte. Die exzebntrischen Auftritte des bleich geschminkten Sängers, der stets aussah wie ein Wesen aus seiner anderen Welt, erschütterten New Yorks hippe Musikszene bis ins Mark. Denn der merkwürdige Mann mit den Science-Fiction-Kostümen, dem seltsamen Haarschnitt und einem Make-up, das an streng geometrische Masken erinnerte, schmetterte mit einer Engelsstimme und hartem deutschen Akzent merkwürdige Opernarien in die Rockclubs, die solche Gesänge bislang nicht gehört hatten - Songs von unbestimmter, androgyner Kälte, die die Härte des damaligen Lebensgefühls zu Eis erstarren ließen und zugleich betörend schön verzierten.

Die radikale Abkehr von allem bisher Dagewesenen zeigte sich auch in der enormen musikalischen Bandbreite Nomis, von der Arie über Elvis-Covers bis hin zu New Wave-Hymnen reichte sein Repertoire – nie blieb er stehen, sondern experimentierte, brachte Unvereinbares unter einen Hut und erwies sich als musikalischer Visionär.

Mit Hilfe zahlreicher Interviews und privater Videoaufnahmen gelingt Andrew Horn das spannende Porträt eines einzigartigen Künstlers, der bis heute kaum etwas an Exzentrik und Faszination eingebüßt hat, auch wenn er bereits mehr als zwanzig Jahre tot ist. Ein wichtiges Dokument der jüngeren Musikgeschichte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-nomi-song