Die Tiefseetaucher - Life Aquatic with Steve Zissou (2004)

Jacques Cousteau auf LSD

Der weltweit bekannte und berühmte Ozeanograph Steve Zissou, der mit seinem Team auf dem Forschungsschiff Belafonte die sieben Meere erforscht, hat wahrlich schon bessere Tage gesehen: Seine Filme über das Leben unter Wasser – Jacques Cousteau lässt grüßen – finden immer weniger Zuschauer, sein treuer Tauchkumpan Esteban (Seymour Cassel) wurde von einem gefährlichen Jaguarhai zerrissen und langsam geht die Kohle aus, daran kann auch seine vermögende Ehefrau Eleanor (Anjelica Houston) nichts ändern. Die Investoren springen reihenweise ab, und nur mit Müh und Not kann eine letzte Expedition auf die Beine gestellt werden, mit der es Zissou allen noch einmal so richtig zeigen und dabei zugleich den gefährlichen Killerhai zur Strecke bringen will. Mit an Bord ist unter anderem die schwangere Reporterin Jane Winslett-Richardson (Cate Blanchett), der Deutsche mit dem sinnigen Namen Klaus Daimler (Willem Dafoe) und Pelé dos Santos (Seu Jorge), der ein Faible für David Bowie Songs hat und diese immer auf Portugiesisch in Fado-Manier zum Besten gibt, außerdem ein russischer Schiffsarzt namens Vladimir Wolodarsky (Noah Taylor) sowie Taucher, Matrosen und ein meist barbusiges Skriptgirl, das die Hormone der Männer ordentlich in Wallung bringt. Und zu guter Letzt stößt noch Ned (Owen Wilson), der vermutet, das Ergebnis einer Affäre Zissous zu sein, zu dem bunten Haufen, der sich zu seiner letzten Reise aufmacht.

Doch die Fahrt gerät ganz anders, als Zissou und sein Team sich das vorgestellt haben, denn sie begegnen nicht nur dem Killerhai, sondern auch philippinischen Piraten und sehen sich schließlich sogar mit einer Meuterei auf der Belafonte konfrontiert. Und dann ist da noch ihr Widersacher Alistair Hennessey (Jeff Goldblum), der nichts unversucht lässt, um Steve Zissou eins auszuwischen...

An Wes Anderson scheiden sich wahrlich die Geister. Für die einen sind seine Filme wie Rushmore (1998) oder The Royal Tennenbaums (2001) der absolute Kult, für die anderen erschließt sich der Sinn des meist ziemlich durchgeknallten Figurenensembles und der wirren Stories kaum. Um es kurz zu fassen: Wer der letzteren Meinung zuneigt, der wird sich durch Andersons neuen Film durchaus in seiner Auffassung bestätigt finden. Individuell und höchst eigen ist das, was Anderson auf der Leinwand treibt allemal und zudem meilenweit von der Glätte Hollywoods entfernt. Eine stringente Handlung ist trotz ansehnlicher Storyline in dem Film nicht zu entdecken, mit dem Spieltrieb eines Kindes wirbelt Anderson durch die krude Melange aus Popkultur-Zitaten und absurden Ideen, um daraus sein ganz eigenes Süppchen zu kochen. Angereichert durch einen nahezu klassischen Vater-Sohn-Konflikt bleibt das Werk aber weitgehend unentschieden oder offen – je nachdem, wie man es selbst goutiert. Ob Skurrilität als Programm auf Dauer ausreichen wird, um aus einem bemerkenswerten Talent wie Wes Anderson einen wirklich großen Regisseur zu formen, oder ob Anderson auch weiterhin der \"Peter Pan von Tinseltown\" bleibt, ohne einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen, darauf werden noch Wetten angenommen. Schräges und gewöhnungsbedürftiges Kultkino, das mit Sicherheit eine treue Fangemeinde finden wird.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/die-tiefseetaucher-life-aquatic-with-steve-zissou-2004