Die syrische Braut

Die Politik im kleinen Maßstab

Majdal Shams ist ein kleiner Ort in dem von Israel besetzten Teil der Golanhöhen direkt an der syrischen Grenze. Hier leben seit jeher die Drusen, eine eigenständige Religionsgemeinschaft, die in Syrien, dem Libanon und Israel beheimatet ist. Obgleich die Drusen stark von der ismailitischen Tradition geprägt sind, setzen sie sich doch weitgehend vom Islam ab, indem sie etwa den Propheten Mohammed und den Koran als allein gültige Schrift ablehnen. Jahrhunderte lang verfolgt, leben die Drusen weitgehend zurückgezogen, heiraten ausschließlich Glaubensgenossen und opponieren kaum gegen den Staat, in dessen Obhut sie sich gerade befinden. Auf den Golanhöhen allerdings ist die politische Lage undurchschaubar, weshalb die eine Hälfte des Dorfes Israel zugeneigt ist, während die andere mit Syrien sympathisiert.

Kein Wunder also, wenn Monas großer Tag, ihre Hochzeit, von einigen Schwierigkeiten geprägt ist und eine richtige Feierstimmung nicht aufkommen will. Die junge drusische Braut (Clara Khoury) wird den syrischen Fernsehstar Tallel (Derar Sliman), einen entfernten Verwandten heiraten, doch der Neuanfang ist zugleich ein Abschied für immer, denn wenn die Braut einmal die Grenze nach Syrien überschritten hat, darf sie nicht mehr nach Israel zurückkehren. Der schönste Tag im Leben ist also eine traurige und todernste Angelegenheit.

Während ihre Mutter und ihre Schwestern sie auf die Zeremonie vorbereiten, bleibt Mona ruhig und gefasst, sie lässt den Friseur ebenso über sich ergehen wie das Festessen und den anschließenden Gang zur Grenze. Zum bevorstehenden Fest hat sich die ganze verstreute Familie Monas eingefunden, und hier brechen nun die Konflikte offen aus, im kleinen wie im großen Maßstab. So darf etwa ihr Vater Hammed nicht an der Zeremonie teilnehmen, weil er offen mit den Syrern paktiert. Und noch schlimmer: Wenn sein Sohn Hattem, der eine russische Jüdin geheiratet hat, an der Feier teilnimmt, droht dem Vater sogar der Ausschluss aus der Gemeinschaft der Drusen. Vollends zur Farce wird die Hochzeit, wenn die Braut nach der offiziellen Ausreise aus Israel in Syrien nicht ins Land gelassen wird, denn die Anerkennung ihres Ausreisestempels würde für die Syrer eine faktische Anerkennung der Besetzung der Golanhöhen bedeuten – eine traurige Braut im Niemandsland und zwischen den Mühlen der großen Politik.

Die syrische Braut ist ein nachdenklicher, trauriger und zugleich urkomischer Film über die Absurditäten, die die große Politik schafft und die ganz unmittelbare und lebenspraktische Auswirkungen auf das Leben der „einfachen Leute“ hat, eine kraftvolle Parabel auf den Nahost-Konflikt, bei der das einzig Würdevolle die stoische Gelassenheit und Schicksalsergebenheit der jungen Braut ist. Sehenswert!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-syrische-braut