Brothers - Zwischen Brüdern (Brødre)

Dogma again

Michael (Ulrich Thomsen) scheint ein vom Glück begünstigter Mensch zu sein: Er hat eine glänzende Karriere bei der dänischen Armee absolviert, und mit seiner hübschen Frau Sarah (Connie Nielsen) hat er zwei entzückende Kinder – ein rundum perfektes Leben. Ganz anders hingegen sein Bruder Jannik (Nikolaj Lie Kaas), der so etwas wie das schwarze Schaf der Familie ist. Wegen eines Banküberfalls saß er im Gefängnis und sucht nun nach seiner Entlassung mühsam seinen Platz im Leben, von seinem Vater (Bent Mejding) wird er verachtet und auch von seinem älteren Bruder kann er kaum Mitgefühl und Verständnis erwarten. Plötzlich muss Michael ins Ausland, nach Afghanistan, um einen gefangenen dänischen Soldaten zu befreien. Eigentlich – wie er zur Beruhigung sagt – ein Routineeinsatz. Doch dann wird der Hubschrauber abgeschossen und Michael für tot erklärt. Der Traum vom Glück ist aus und vorbei – wie gewonnen so zerronnen.

Nach der Beerdigung ohne Leichnam entwickelt Jannik ein großes Verantwortungsgefühl für Sarah und die beiden Kinder, er kümmert sich liebevoll um die Familie und kommt schließlich seiner Schwägerin immer näher. Eine Annäherung, die freilich von der Familie misstrauisch beäugt wird, denn besonders für Janniks Vater steht außer Frage, dass Michael der bessere der beiden Söhne war. Kein Wunder also, dass die sich langsam entwickelnde Verbindung belastet ist von Vorwürfen, Schuldgefühlen und einem permanenten schlechten Gewissen. Völlig überraschend stellt sich heraus, dass Michael gar nicht tot ist, sondern von afghanischen Rebellen festgehalten wurde. Nach seiner Befreiung kehrt der Soldat schwer traumatisiert nach Hause zurück – er, der ehemals Starke erscheint gebrochen und ist nicht in der Lage, über das Erlebte zu sprechen. Immer wieder reagiert er unkontrolliert und unbeherrscht, zumal als er bemerkt, dass Jannik und Sarah sich näher gekommen sind, bis schließlich die Situation eskaliert...

Mit nervös vibrierender Kamera im Dogma-Stil hat Regisseurin Susanne Bier (Open Hearts) eine menschliche allzu menschliche Geschichte festgehalten, die weit über einen klassischen Bruderkonflikt hinausreicht. Sie zeigt, welche Auswirkungen die „große Politik“ auf das Leben einzelner haben können und welche vermeintliche „kleinen Dramen“ sich hinter ganz normalen Lebenswegen verstecken. Getragen von ausgezeichneten Schauspielern, die die nahe, schmerzlich forschende Kamera aushalten und den Figuren Substanz und Tiefe geben, gelingt hier ein intensives Drama, das im Hier und Jetzt verankert ist und doch weit darüber hinaus weist. Heftiges und bewegendes Kino der Extraklasse...

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/brothers-zwischen-brudern-brdre