Unternehmen Paradies

Sinfonie einer Großstadt

Berlin hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Das merkt man schon allein daran, dass überall in der Stadt gebaut wird, dass sich nach wenigen Jahren der Abwesenheit aus der Hauptstadt diese wieder einmal rasant ihr Antlitz gewandelt hat. Eine Stadt erfindet sich stets selbst neu. Doch wohin führt dieser Prozess der permanente Veränderung? Wie erleben ihn die Menschen, die diesem Prozess unterworfen sind? Und wohin geht Berlin, dass sich nach Jahrzehnten des Inseldaseins wieder zu einer der aufregendsten und kreativsten Metropolen der Welt mausert?

Der Filmemacher Volker Sattel hat den Weg Berlins auf ungewöhnliche Weise eingefangen, nahezu ohne Stimmen, ohne Originalton, mit einem eigens komponierten Score versehen. Immer wieder sieht man Menschen warten, ganz Berlin scheint mitunter in Starre und Erwartung zu verfallen ob der Veränderungen, die sich abzeichnen, dann wiederum verschwindet der Einzelne beinahe neben den monumentalen Architekturen oder im Gewühl von Demos, Empfängen und Partys. Merkwürdig fremdet wirkt so das Szenario, die nahezu vollständige Abwesenheit von Sprache lässt Unternehmen Paradies mitunter wie den ethnographischen Film einer extraterrestrischen Expedition erscheinen.

Natürlich erinnert das Vorgehen Sattels an das große Vorbild – an Walter Ruttmanns Berlin. Die Sinfonie der Großstadt aus dem Jahre 1927, doch wenn der monumentale Stadtfilm aus den Zwanzigern eine Sinfonie war, dann ist Volker Sattels Film eine Art Jazz-Improvisation, die ein Thema aufgreift, variiert, abwandelt, damit spielt, Assoziationen knüpft und anschließend wieder zurück kehrt. Ein Film, der bei manchem Zuschauer Fragen aufsteigen lässt, der aber keine Antworten gibt, sondern sich allenfalls als Stimulus für den „Stream of Consciousness“ versteht. Ein filmisches Essay der ganz eigenen Art, das großartige Momente bietet und Raum lässt für eigene Empfindungen und Assoziationen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/unternehmen-paradies