Die Dolmetscherin

Im Netz der Intrigen

Silvia Broom (Nicole Kidman), Dolmetscherin bei den Vereinten Nationen in New York, ist als Mitarbeiterin der UNO zu strengster Geheimhaltung verpflichtet. Eines Tages schnappt sie während einer Sitzung, bei der sie dolmetscht, zufällig über ein offenes Mikro einen Satz in einem afrikanischen Dialekt auf. Dabei geht es um die geplante Ermordung des Präsidenten von Matobo, der während seiner Rede vor den Vereinten Nationen erschossen werden soll. Ihre Entdeckung bleibt offensichtlich auch den Verschwörern nicht verborgen, und fortan ist ihr Leben bedroht. In ihrer Not wendet sie sich an die US-Behörden, die ihr den Agent Tom Keller (Sean Penn) zur Seite stellen, der die Dolmetscherin beschützen soll.

Doch statt den aus anderen Thrillern üblichen Verfolgungsjagden und Mordanschlägen entwickelt sich nun etwas ganz Anderes: Keller beginnt die wichtige Zeugin zu durchleuchten und gräbt ein wenig in ihrer Vergangenheit. Je mehr er zu Tage fördert, umso größer wird sein Misstrauen, dass Silvia nicht Opfer, sondern Beteiligte an der Verschwörung sein könnte. Denn sie hätte gute Gründe dazu. Das will sie zwar nicht gelten lassen, doch das Misstrauen bringt die beiden immer mehr in Gefahr und verwickelt das Duo in ein Netz aus Diplomatie, Intrigen und persönlicher Betroffenheit, das sich zunehmend enger um sie zieht.

Sydney Pollack ist ohne Zweifel einer der beständigsten Regisseure Hollywoods, und sein Fähigkeit, verzwickte und intelligente Thriller zu stricken, ist seit Werken wie Die drei Tage des Condor und Die Firma ebenso legendär wie seine komödiantische Ader (Tootsie). Hier allerdings scheitert Pollack mit der Absicht, seinem eigentlichen sehr straighten Thriller eine neue Dimension zu verleihen. Zu undurchsichtig werden mit der Zeit die einzelnen Handlungsfäden, die Vermischung von privater Betroffenheit und großer Weltpolitik lässt den Spannungsbogen merklich verflachen, so dass Die Dolmetscherin als Thriller kaum funktioniert. Was bleibt, ist der Versuch, eine moralische Reflektion über Schuld, Rache und Trauer im Thrillergewand zu liefern, was durchaus teilweise gelungen ist. Doch es bleibt das Gefühl, dass die Konzentration auf eine der beiden Ebenen dem Film gut getan hätte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/die-dolmetscherin