Nur noch 72 Stunden – Madigan

Donnerstag, 12.5. 2005, ARTE, 20:45 Uhr

Daniel Madigan (Richard Widmark) ist ein erfahrener Polizeibeamter aus dem 23. Bezirk des NYPD. Trotzdem lassen er und sein Partner Rocco Bonaro (Harry Guardino) sich überlisten, als sie den Gangster Barney Benesch (Steve Ihnat) festnehmen sollen. Denn die halbnackte Freundin des Mörders lenkt die beiden so ab, dass der Gesuchte entkommen kann – mit den Dienstwaffen der beiden Gelinkten. Dumm, dass just zu dieser Zeit ihre Abteilung wegen verschiedener Affären unter großem Druck steht. Insbesondere das Rauhbein Madigan steht im Verdacht, sich bei seiner Arbeit bereichert zu haben. Der zuständige Polizei-Commissioner Anthony Russell (Henry Fonda) lässt den beiden deshalb auch nur 72 Stunden Zeit, um den mutmaßlichen Mörder wieder aufzuspüren. Madigan darf sich nun keinen Fehler mehr erlauben.

Auch in Madigans Ehe steht es nicht zum Besten, denn der aufreibende Job eines Kriminalbeamten lässt ihm kaum noch Zeit für sein Privatleben. Die Situation spitzt sich weiter zu, als der Gangster mit Madigans gestohlener Dienstwaffe einen Polizisten erschießt und einen weiteren verletzt. Die Zeit wird knapp und Madigan scheint bereits am Ende seiner Laufbahn angelangt zu sein. Erst kurz vor Ablauf der Frist gelingt es, Benesch in einem Apartment zu stellen. Doch der ist für die finale Konfrontation bestens gerüstet, verfügt er doch über ein ganzes Arsenal an Waffen und hat zudem eine Geisel.

Neben der atemlosen Spannung, die Don Siegel wie in vielen seiner anderen Filme meisterhaft aufrechtzuerhalten versteht, besticht vor allem die Charakterzeichnung der Figuren, die allesamt keine tumben Superhelden, sondern ganz normale Menschen wie du und ich sind. Madigan ist impulsiv, gehetzt und möglicherweise zutiefst korrupt, seine Frau (Ingver Stevens) träumt von einem besseren Leben, wie es ihr Mann ihr niemals wird bieten können. Und selbst der Polizeichef, der versucht die Moral der Truppe aufrecht zu erhalten, erscheint als fragwürdiger Charakter, da er eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat.

Trotz so viel Realismus bis Pessimismus traf Madigan - so der Originaltitel - den Nerv der Zeit, reflektierte den sich abzeichnenden Wertewandel der späten sechziger Jahre und wurde später als TV-Serie (ebenfalls mit Richard Widmark in der Hauptrolle) fortgeführt – obwohl das Ende des Films eine solche Weiterverwertung nicht gerade wahrscheinlich erscheinen ließ. Ein stilbildender Thriller, von dessen gekonnten Wechseln in Erzählhaltung und Tempo die folgenden Generationen von Regisseuren einiges gelernt haben dürften.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/nur-noch-72-stunden-madigan