Underground

Donnerstag, 19. Mai 2005, ARTE, 20:45

Belgrad im Jahr 1941: Die deutschen Belagerer der jugoslawischen Hauptstadt stehen unmittelbar vor den Toren der Metropole. Währenddessen haben sich die beiden Freunde Marko (Miki Manojlovic) und Petar, genannt Blacky (Lazar Ristovski), die Situation zunutze gemacht und bringen es mit Waffen- und Schwarzmarktdeals zu Ruhm und Reichtum. Doch es gibt noch etwas, das die beiden verbindet – ihr Interesse an der schönen Schauspielerin Natalija (Mirjana Jokovic). Als Blacky von den Nazis nach der Eroberung Belgrads gejagt wird, gewährt Marko ihm scheinbar großzügig Unterschlupf in einem unterirdischen Lager, in dem noch andere Flüchtlinge leben. Doch Marko treibt sein eigenes perfides Spiel, denn auch nach dem Ende des Krieges gaukelt er den Flüchtlingen vor, der Konflikt sei im Gange und sie müssten weiterhin in ihrem Gefängnis ausharren und Waffen für die Partisanen produzieren, um den Kampf gegen die Besatzer voranzutreiben. Auf diese Weise wird Marko zum Besitzer der größten Waffenfabrik Jugoslawiens und zu einem ranghohen Repräsentanten des Tito-Regimes. Als Blacky schließlich von der Täuschung erfährt, die ihn Jahrzehnte seines Lebens gekostet hat, beschließt er sich zu rächen. Doch erst während des kroatisch-serbischen Bürgerkriegs bietet sich die Gelegenheit dazu...

Mit Underground hat der bosnische Regisseur Emir Kusturica eine absurd-barocke Farce und knallbunt-sarkastische Parabel auf die jugoslawische Geschichte und Gegenwart inszeniert, bei der er keinen Zweifel daran lässt, dass die Gründe für die blutigen Konflikte auf dem Balkan viel weniger auf religiöse oder weltanschauliche Ursachen, als vielmehr auf Neid, Missgunst, Eigennutz und Dummheit zurückgehen – ein Totentanz auf den Trümmern des ehemaligen Vielvölkerstaates, untermalt von der kongenialen Musik seines Haus- und Hofkomponisten Goran Bregovic, dessen Klänge schon die Verhältnisse in Arizona Dream oder Time of the Gypsies zum Tanzen brachten. Underground gewann 1995 die Goldene Palme in Cannes und passt nicht nur deswegen ausgezeichnet in diese Woche, die ganz im Zeichen der Filmfestspiele steht. Denn der Regisseur des Films ist in diesem Jahr Vorsitzender der Jury, die die Preise an der französischen Riviera vergibt. Schlichtweg genial!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/underground-tv-tipp-der-woche