Quando Sei Nato, Non Puoi Piu Nasconderti

Italienischer Sozialkitsch

Eine weitere herbe Enttäuschung des diesjährigen Wettbewerbs um die Goldene Palme kommt aus Italien, und zwar von Marco Tullio Giordana, dessen Film Unsere besten Jahre / La Meglio Gioventù gerade in den deutschen Kinos zu sehen ist. In seinem neuen Werk Quando Sei Nato, Non Puoi Piu Nasconderti widmet er sich ausgiebig der Flüchtlingsproblematik, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr als eines der dringlichsten Probleme seines Heimatlandes herausstellt und weiß doch nicht mehr darüber zu berichten als platten Sozialkitsch.

Der zwölfjährige Sandro (Matteo Gadola) ist mit seinem reichen Vater Bruno (Alessio Boni) auf einer Yacht unterwegs durch das Mittelmeer, als er eines Nachts unbemerkt über Bord geht und hilflos durchs Mittelmeer treibt. Spätestens als der Junge über Bord geht, hat man das Gefühl, dass alle dramaturgischen Feinheiten und subtile Ausgewogenheit Sandro auf seinem Weg ins Mittelmeer folgen. Denn was von nun an kommt, fällt unter die Rubrik „Der gute Wille allein reicht nicht aus, um einen guten Film zu machen, wenn die falschen Mittel dazu verwendet werden“. Streifte schon La Meglio Gioventù mehrmals bedenklich knapp am Rande des Kitsches entlang, erweist sich Giordana in seinem neuen Film als weniger... – nun ja, nennen wir es mal „ausbalanciert“. Denn was den Jungen jene Nacht überleben lässt, sind einzig und allein die Halluzinationen, die ihm vorgaukeln, seine Schulkameraden würden ihn die ganze Zeit über Wasser halten – auch eine Form der Erklärung. Was nun folgt, ist ebenso vorhersehbar wie ärgerlich, denn natürlich wird der Junge gerettet und ebenso zwangsläufig ist es ausgerechnet ein Boot voller Flüchtlinge, dass das Wohlstandsbürschchen aus dem Wasser fischt. Klar, dass sich Sandro in ein armes rumänisches Flüchtlingsmädchen verguckt und fortan die Welt aus der Sichtweise der Heimat-, Recht- und Besitzlosen sieht, doch als er sich nach seiner Rückkehr in den Schoss der Familie um den Verbleib des Mädchens kümmern will, holt ihn die grausame Realität und Ignoranz der italienischen Gesellschaft rasch ein.

Die Absicht hinter dem Film ist klar und durchaus zu loben, doch das Ganze ist dermaßen politisch korrekt, vorhersehbar und konventionell inszeniert, dass sich mancher Journalist bei dem Gedanken ertappt haben mag, Sandro möge ein weniger guter Schwimmer gewesen sein.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/quando-sei-nato-non-puoi-piu-nasconderti