Kukushka - Der Kuckuck

Der finnisch-russische (Klein)Krieg

Irgendwo in der öden Tundra Lapplands lebt die junge und attraktive Bäurin Anni (Anni-Kristiina Juuso) auf einem einsamen Hof. Es ist der September des Jahres 1944, der Krieg, der Europa und die Welt erschüttert, neigt sich langsam dem Ende zu. Ein Ereignis, das auch hier oben im Rande des Polarkreises seine Spuren hinterlassen hat. Vor langer Zeit schon wurde Annis Mann eingezogen, er wird nicht mehr zurückkehren. Und die russische Armee, die das mit den Nazis verbündete Finnland überrollen will, rückt unaufhörlich näher.

Zwei Soldaten der beiden Kriegsparteien geraten unversehens zwischen die Fronten: Da ist zum einen der ausgebildete Scharfschütze Veiko (Ville Haapasalo), den die sich zurückziehenden deutschen Truppen als Verräter gleich Prometheus an einen Felsen gekettet und seinem sicheren Untergang überlassen haben. Während Veiko mit seinen Fesseln ringt, wird er Zeuge einer bizarren Szenerie, in deren Verlauf russische Flugzeuge aus Versehen einen ihrer eigenen Jeeps bombardieren. Einzig einer der Insassen, der russische Korporal Ivan (Victor Brychtov) überlebt das Unglück. Dabei war der Offizier bereits vorher ein toter Mann, denn Ivan befand sich gerade auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung, da er wegen seinem Hang zur Poesie als Verräter galt. Anni schafft den Schwerverletzten nach Hause, um ihn dort gesund zu pflegen. Und alsbald taucht auch Veiko auf dem einsam gelegenen Gehöft auf. Womit die Probleme aber erst richtig beginnen. Denn erstens spricht keiner die Sprache des anderen, und das nicht nur in dem Sinne, dass Männer und Frauen sich sowieso nicht verstehen. Und zweitens verlieben sich natürlich beide Männer prompt in die attraktive und kokette Anni. Die hat allerdings vorerst andere Sorgen, denn der harte finnische Winter steht vor der Tür, und so packen alle drei mit an, um Vorräte anzulegen und Holz zu hacken. Als Anni aber schließlich ausgehungert vom einsamen Leben schließlich doch den jungen Finnen erwählt, reagiert Ivan mit brennender Eifersucht, so dass das Zusammenleben zunehmend auf eine harte Probe gestellt wird. Zumal Veiko in Ivans Augen sowieso ein verkappter Faschist ist.

Ein Film in drei unterschiedlichen Sprachen, die allesamt untertitelt sind? Das klingt zugegebenermaßen anstrengend. Ist es aber nicht. Denn bei Alexander Rogoshkin geht es genau darum, um das Nichtverstehen, um das Trennende und das Verbindende in der Liebe wie im Krieg. Und das Sprachgrenzen manchmal auch mitten durchs eigene Land verlaufen, das wird spätestens dann klar, wenn sich Anni in ihrer samischen Sprache in einer Szene über Veikos Duft beschwert und dabei mit der Hand den Gestank verscheuchen will. Der versteht das prompt falsch und antwortet auf finnisch: „Ja, es hat viele Mücken, sie haben mich fast aufgefressen“. Wenn bereits in solch kleinen Situationen die Kommunikation versagt, so denkt sich der Zuschauer, wie soll diese dann erst funktionieren, wenn es wirklich hart auf hart geht? Die absurde Grundsituation des Verstehen-Wollens, aber Nicht-Verstehen-Könnens sorgt für reichlich Spannung und Unterhaltung und macht aus dem Film ein warmherziges und skurriles Kleinod, das man so schnell nicht vergessen wird.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/kukushka-der-kuckuck