The Man Who Copied – O Homem Que Copiava

Alles nur geklaut!

Der 20-jährige André (Lázaro Ramos) hat nie die Schule abgeschlossen und arbeitet als Fotokopierer in einem Arbeiterquartier der Großstadt Porto Alegre im Süden Brasiliens. Sein Lohn ist so bescheiden, dass er nur deshalb überleben kann, weil er nach wie vor bei seiner Mutter wohnt. Neben der Arbeit zeichnet er für sein Leben gern und ist in Silvia (Leandra Leal) verknallt, eine Nachbarin, die allerdings noch nichts von seiner Liebe weiß und nichts davon ahnt, dass sie täglich mit dem Fernglas beobachtet wird. Sie ist 18 und besucht eine Abendschule, während sie tagsüber in einem Kleidergeschäft arbeitet.

Doch Silvia ist nicht die einzige Frau in Andrés Leben. Da ist zum Beispiel noch die stets aufreizend gekleidete Marinês (Luana Piovani), ebenfalls eine Mitarbeiterin im Copyshop. Wie Silvia, so hat auch sie einen hartnäckigen Verehrer, Andrés Kumpel Cardoso (Pedro Cardoso), der so ziemlich alles dafür tun würde, um der Angebeteten endlich näher zu kommen. Auch André braucht dringend Geld, und so beginnt er mit dem neuen Farbkopierer, Geldscheine zu kopieren. Doch je besser die wundersame Geldvermehrung hinhaut, desto hemmungsloser und unvorsichtiger werden die Fälscher, so dass sich schließlich ein Strudel unvorhergesehener Ereignisse in Gang setzt.

Jorge Furtados zweiter Lang-Spielfilm ist eine furiose Mixtur aus zarter Liebesgeschichte, Gaunerstück und Animationsfilm, denn zwischendrin erwachen immer wieder Andrés gezeichnete Figuren zum Leben. Gleichzeitig versammelt der Regisseur zahlreiche wörtliche, aber auch Filmzitate von Größen wie Alfred Hitchcock, Georges Perec, Keith Haring, Andy Warhol, Xavier de Maistre und vielen anderen, so dass man mit jedem erneuten Sehen des Films immer wieder etwas Neues entdecken kann. Wie Jorge Furtado bekennt, erscheint es ihm absolut unmöglich, sich ein Drehbuch auszudenken, das sich nicht auf andere Filme bezieht. Warum also nicht aus dieser vermeintlichen Schwäche eine Stärke und ein Stilmittel machen, zumal es bei diesem Film ja auch um das Kopieren oder Plagiieren als Metathema geht? Ein schlauer, augenzwinkernder Spaß über „das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ und eine äußert unterhaltsame Bestätigung von Walter Benjamins Thesen, die trotzdem stets nahe dran ist an der sozialen Wirklichkeit im armen Süden Brasiliens.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-man-who-copied-o-homem-que-copiava