Grenzverkehr

Das erste Mal...

Eine deutsche Komödie aus der bayrischen Provinz mit drei Jungs in der Hauptrolle, die im benachbarten Tschechien ihre Unschuld verlieren wollen? Das klingt wahrhaftig nach einer reichlich albernen Teenie-Komödie, wie sie es derzeit das Privatfernsehen für der Weisheit letzten Schluss hält. Doch gerade im Fall von Grenzverkehr von Stefan Betz lohnt es sich, nicht dem ersten Eindruck zu trauen, sondern sich den Film einmal genauer anzuschauen.

In dem kleinen Dorf in Niederbayern, wo die drei Freunde Wong (Andreas Buntscheck), Schilcher (Ferdinand Schmidt-Modrow) und Hunter (Joseph M'Barek) leben, teilt sich die jugendliche männliche Bevölkerung in Mofafahrer und Alphatiere der tiefer gelegten und Spur verbreiterten Fahrzeug-Kategorie. Klar, auf wen die Möädels stehen und klar, dass die drei 16-jährigen Helden da das Nachsehen haben. Insofern sind auch die Aussichten auf den ersten GV ihres noch jungen Lebens nicht viel mehr als pubertäre Träume. Eigentlich könnten sie sich ja auch noch Zeit lassen mit der sexuellen Initiation, doch seit ein Freund von ihnen in Folge eines Unfalls die Erde als männliche Jungfrau verlassen musste, haben sie das Gefühl, dass bald etwas geschehen müsste. Und da sich Jugendliche gern an den Erwachsenen orientieren, beschließen sie, es dem örtlichen Schützenverein nachzumachen, der gerne mal die Liebesdienste der tschechischen Nachbarinnen in Anspruch nimmt. Also satteln die drei ihre Mofas und reiten neuen Abenteuern im Wilden Osten entgegen. Doch schon die erste Begegnung ist ein wenig befremdlich, denn die junge Ukrainerin Alicia (Henriette Richter-Röhl), ist zwar hübsch, aber auch unübersehbar schwanger. Außerdem will sie ebenfalls die Grenze überschreiten, aber in umgekehrter Richtung.

Und selbst die erhoffte Entjungferung im Temple of Love wird zu einem Fiasko, in dessen Verlauf die Casanovas nicht nur ihr Geld, sondern auch ihre Feuerstühle verlieren. Nun erweist es sich als Glücksfall, dass sie Alicia getroffen haben. Und schon kurz darauf müssen sich die drei Helden für Alicias Hilfe erkenntlich zeigen...

Es sind vor allem die Details, die Grenzverkehr über das normale Maß der Coming-of-Age-Geschichten à la Pro7 hinaushebt, denn während es in der Flimmerkiste frivol und trotzdem verklemmt zur Sache geht, bleibt Regisseur Betz zurückhaltend und kommt damit den Menschen und Geschehnissen viel näher als jeder Voyeurismus es vermögen würde. Auch dank des (übrigens auch für Niedersachsen bestens verständlichen) Dialekts entsteht so eine treffende, schnörkellose Provinzkomödie, die manchem urbanen deutschen Großstadtepos locker zeigt, dass das „einfache Leben auf dem Lande“ nicht minder spannend sein kann, als all die Traumtänzereien der städtischen Pseudo-Bohème.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/grenzverkehr