Sábado - Das Hochzeitstape

Der schönste Tag des Lebens

Wer kennt die Szenerie nicht? Ein sonniger Tag, eine strahlende und schöne Braut, ein schmucker Bräutigam und viele lachende Gesichter. Und das alles wird von einem begeistert mitfilmendem Mann mit einer Videokamera festgehalten. Selbst wer solche eine Inszenierung noch nicht als Beteiligter erlebt hat, dürfte diese Konstellation, die für viele das absolute Glück bedeutet, schon einmal beobachtet haben. Wie allerdings das obligatorische Hochzeitsvideo und damit der „schönste Tag im Leben“ auch verlaufen kann, das schildert der junge chilenische Regisseur Matías Bize in seinem turbulenten und innovativ inszenierten Film Sábado - Das Hochzeitstape, der nicht nur in den Cahiers du Cinéma ausführliche Beachtung fand, sondern der auch beim renommierten Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg mehrfach ausgezeichnet wurde.

An einem sonnigen Samstagmorgen steckt die junge Braut Blanca (Blanca Lewin) mitten in den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit mit Víctor (Víctor Montero). Als allerdings Antonia (Antonia Zegers) mit einem Hochzeitsfilmer höchst aufgebracht in die Wohnung Blancas stürmt, ist es mit der stillen Vorfreude schnell vorbei. Denn nun erfährt Blanca, dass ihr Angetrauter in spe die letzte Nacht (und nicht nur diese) in den Armen Antonias verbracht hat. Und diese ist zu allem Überfluss auch noch schwanger von dem notorischen Schürzenjäger. Wutentbrannt schnappt sich Blanca den verduzten Kameramann Gabriel, fährt zur Wohnung Victors und stellt diesen unter der Dusche zur Rede, eine Szenerie, die ebenso getreulich auf Video festgehalten wird, wie alles andere, was noch folgt. Denn Blanca ist nicht gewillt, sich den schönsten Tag ihres Lebens ausgerechnet von ihrem Bräutigam verderben zu lassen. Zum Glück gibt es ja noch Diego, mit dem sie bislang lediglich beim Joggen geflirtet hat.

Das Besondere an Matías Bizes Film Sábado – Das Hochzeitstape ist nicht etwa die Geschichte, die sich (wahrscheinlich) schon einige Male auf diese oder ähnliche Weise tatsächlich ereignet haben dürfte, sondern die Art und Weise der Inszenierung. Denn Sábado läuft in Realzeit ab und kommt zudem ohne einen einzigen Schnitt aus, was für lange Proben der Schauspieler, absolute Disziplin und perfektes Timing zu den Grundpfeilern der Dreharbeiten machte. Und zugleich verlangt eine solche Art der Inszenierung ein hohes Maß an Vertrauen in die Schauspieler, die allesamt auf höchstem Niveau agieren und aus dem Film ein sehenswertes Highlight machen, allen voran Blanca Lewin. Ihnen und dem außergewöhnlichen Talent Matías Bizes ist es zu verdanken, dass man sich immer wieder dabei ertappt, wie man darüber nachdenkt, ob man hier einem echten Hochzeitsvideo oder einen inszenierten Film beiwohnt. Es ist schon ziemlich selten, dass das Überschreiten zwischen Realität und Fiktion so verblüffend und mühelos gemeistert wurde wie in dem Werk des gerade mal 26 Jahre alten Regisseurs aus Chile, von dem man sich noch einiges erwarten darf. In den manchmal recht verkrustet wirkenden Strukturen und Forme(l)n des Kinos wirkt Sábado - Das Hochzeitstape jedenfalls wie eine belebende Brise, die eine Menge Staub aufwirbeln kann.

Einziger Minuspunkt des Films: Bereits nach 65 Minuten ist alles vorbei, und irgendwie bedauert man es beim Verlassen des Kinos zutiefst, dass der Mann an der Videokamera keine zweite Kassette zur Hand hatte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/sabado-das-hochzeitstape