Almost Heaven

Even Cowgirls get da Riddim

Eine Country-Sängerin mit Stetson, Cowboystiefeln und Western-Gitarre im Reggae-Paradies Jamaika? Einen größeren Kontrast kann es wohl kaum geben. Und noch bizarrer, wenn die Lady aus Deutschland kommt und durch ein Versehen den Flieger nach Kingston statt nach Nashville genommen hat.

Helen (Heike Makatsch) heißt die junge Dame, der solches widerfährt. Die begeisterte Country-Sängerin hat einen großen Lebenstraum: Sie will im legendären Bluebird Café in Nashville auftreten und eine Live-Performance geben. Doch die Zeit drängt, denn Helen hat nicht mehr lange zu leben. Als sie über verschlungene Wege eine Einladung zu einem Open-Stage-Auftritt im Bluebird erhält, beschließt sie trotz ihres kritischen Zustandes, die Reise zu wagen. Durch ein Versehen landet die Lady allerdings nicht in Nashville, sondern auf Jamaika und wirkt dort mit ihrem Outfit so deplaziert wie ein Papagei am Nordpol. Als sie am Flughafen von Kingston von der Trickbetrügerin Rosie (Nikki Amuka-Bird) ausgenommen und in den falschen Bus gesetzt wird, scheint der Traum von Nashville in weite Ferne gerückt, doch Helen gibt nicht auf.

Natürlich begegnet sie just am Ende ihrer Bustour der Trickbetrügerin ein zweites Mal (Zufälle gibts...) und nach kurzem Hin und Her beschließen die beiden, fortan nicht gegen-, sondern miteinander zu arbeiten. Doch von nun an geht alles schief, schon bald ist Helen in Rosies Betrügereien und Deals verwickelt und steht bald ohne Geld und Kreditkarte da. Schließlich muss sie sogar in einem Hotel als Entertainerin anheuern, wo sie gemeinsam mit einer Reggae-Band Country-Balladen zum Besten gibt. Nach wie vor hat sie den Traum von Nashville nicht aufgegeben, doch langsam muss sie erkennen, dass ihr Glück möglicherweise woanders liegt, zumal die Zeit für sie langsam knapp wird...

Irgendwie erinnert die Grundkonstellation von Almost Heaven schon an Michaels Schorrs begnadetes Roadmovie Schultze gets the Blues. Hier wie dort treten die Protagonisten eine musikalische Reise an, die sie weit über ihre Grenzen hinaus bis hin zu ihrem eigenen Tod führt. Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten, denn Almost Heaven erreicht niemals den lakonischen Witz und die beinahe schon stoische Gelassenheit des Herrn Schultze. Stattdessen wühlt der Film in Klischees, die jedem Jamaikaner wahrscheinlich die Schuhe ausziehen, hat beträchtliche Längen und ist trotz exotischer Zutaten doch ein deutscher Einheitsbrei, langatmig, bemüht und ohne jede Leichtigkeit. Zudem nimmt man Heike Makatsch zu keiner Minute des Films die Sterbenskranke ab. Die Botschaft des Films, dass das Glück sich manchmal dort zeigt, wo man es nicht erwartet, ist so was von platt, dass man darüber eigentlich keinen Film drehen muss, selbst wenn dieser wie Almost Heaven durchaus passable Ansätze und eine nette Story hat. Allerdings hätte man daraus mehr machen können.

Und bei aller Liebe zu Heike Makatsch, die in Detlev Bucks Film Männerpension noch mit einer Country-Gesangseinlage begeistern konnte: Mehr als einen Song pro Film sollte man ihr doch nicht zugestehen. Schade um die gute Idee.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/almost-heaven