Frau mit Hund sucht … Mann mit Herz

Auf den Hund gekommen

Eine Filmkritik von Jasmin Haery

Die Scheidungsrate liegt so hoch wie noch nie – allein in Deutschland endet derzeit fast jede dritte Ehe vor Gericht. Höchste Zeit, dass sich Hollywood dieser stetig wachsenden Zielgruppe von geschiedenen Wieder-Singles endlich einmal widmet. Natürlich gab es schon die ein oder andere romantische Komödie, die sich – mal mehr, mal weniger – mit der Frage ‚Gibt es ein Leben nach der Scheidung?’ auseinander setzt. Wir kamen in One fine Day (Tage wie dieser – mit George Clooney und Michelle Pfeiffer) in den Genuss, einer allein erziehenden Mutter, beim Versuch ihr Leben auch ohne Mann auf die Reihe zu bekommen, über die Schulter zu blicken. Wir durften erfahren Was das Herz Alleinstehender jenseits der Fünfzig begehrt und wir wissen mittlerweile, auch Dank unzähliger TV-Wiederholungen, wie süß die Rache im Club der Teufelinnen ist.

Doch was ist mit den Scheidungsopfern Mitte, Ende Dreißig? Was wird aus denjenigen, die ohne Kinder im Gepäck vor einem privaten Scherbenhaufen stehen. Bis wann dürfen sie ihre Wunden lecken und ab wann müssen sie wieder raus, raus in die Welt, um sich neu zu orientieren. Mit eben diesen Fragen sieht sich Sarah Nolan (Diane Lane) in Must love Dogs (im Deutschen etwas hölzern mit Frau mit Hund sucht… Mann mit Herz übersetzt) konfrontiert. Sie, eine tief verletzte und seit acht Monaten geschiedene Kindergärtnerin, wird von ihrer durch Penetranz und übertriebener Fürsorge glänzenden Großfamilie aufgefordert endlich wieder ins Leben zurück zu kehren und die Vergangenheit, will sagen die gescheiterte Ehe, hinter sich zu lassen. Während Sarah sich als Versagerin sieht, die ihre Chance auf die große Liebe vertan hat und somit dazu verdammt ist den Rest ihres Lebens allein zu verbringen, ist für den Rest der Familie die Liebe ein Spiel. Mal gewinnt man, mal verliert man, doch nur durch regelmäßiges Training bleibt man in Form. Demzufolge soll Sarah runter von der Ersatzbank rein ins Dating-Getümmel. Und so lautet der liebevolle Rat ihres Vaters auch: „Eine schöne Frau wie du kann doch nicht einfach aufgeben, Sarah. Das Leben geht auch nach der Scheidung weiter.“

Dass der Witwer diese Maxime selbst lebt und frohgemut gleich mehrere Dates parallel laufen hat, ist nur eine der amüsanten Episoden dieses, zugegeben nicht gerade intellektuell anspruchsvollen aber durchaus kurzweiligen und unterhaltsamen Films. Nur ganz zögerlich setzt Sarah einen Fuß aufs Spielfeld. In ihr reift die Erkenntnis, dass sie gegen keine Regeln verstößt, wenn sie beispielsweise im Supermarkt mit einem gut aussehenden Typen flirtet – im Gegenteil. Als ihre Schwester Carol (überzeugend besetzt mit der wieder einmal entzückend dominanten und mitunter hinreißend ätzenden Elizabeth Perkins) sie schließlich dazu überreden will, es doch einmal mit einer Kontaktanzeige in einem Internet Partnerportal zu versuchen, ist Sarah schneller wieder im Spiel, als sie denkt.

Nach und nach läuft sich Sarah warm. Sie lernt die Spielregeln, den ein oder anderen Trick und trifft dabei auf eine ganze Reihe im www auserwählter Sparringspartner. Ein echtes Highlight zwischen all’ den Enttäuschungen ist der ebenfalls erst vor kurzem geschiedene Jake (John Cusack, der als niedlicher Träumer – ein bisschen wie in American Sweethearts – zu überzeugen versteht). Doch während Sarah, wie sie selbst beschreibt, gerade erst die Schritte lernt, ist Jake auf der Suche nach dem großen Finale. Er ist ein Romantiker, fast schon ein emotionaler Freak, auf der Suche nach einer Liebe im Stile Dr. Schiwagos, der Sarah damit mehr verschreckt als entzückt. Um das Gefühlschaos perfekt zu machen, läuft unterdessen in der anderen Ecke des Rings der bodenständige allein erziehende Vater Bob Connor (ein schelmischer Dermont Mulroney), dessen Sohn in Sarahs Kindergartengruppe spielt, ein.

Der Charme von Frau mit Hund sucht… Mann mit Herz liegt wohl darin, dass der Film zu keinem Zeitpunkt übertrieben clownesk daher kommt, sondern seine Komik sehr sachte entwickelt. So sind es beispielsweise die kleinen Pannen bei den ersten Dates, die urkomisch mitunter auch mal katastrophal geraten, ohne dass jedoch gleich jemandem die Torte ins Gesicht fliegt. Dass dabei gerade die Dialoge ein Highlight sind, lässt mich dafür plädieren, sich den Film wenn möglich im Original an zu schauen. Sie sind spritzig, mal mit Sarkasmus, mal mit sehr viel Selbstironie durchsetzt und immer mit dem amerikanischen Humor gespickt, von denen auch die US-Sitcoms leben. Kein Wunder, wurde doch das Drehbuch vom Regisseur des Films, von Gary David Goldberg geschrieben. Er produzierte in den Achtzigern die erfolgreiche Serie Family Ties (Familienbande mit Michael J. Fox) und in den Neunzigern die auch in Deutschland recht erfolgreiche Sitcom Spin City (Chaos City – ebenfalls mit Michael J. Fox und in einer der insgesamt sechs Staffeln sogar mit der damals in den USA gerade durchstartenden Heidi Klum). Wer also Serien wie Friends, Sex and the City oder Desperate Housewives mag, wird sich auch in Frau mit Hund sucht … Mann mit Herz prächtig amüsieren.

Dass der Film am Ende mit einem leider vollkommen unpassenden und reichlich übertriebenen Schlussfeuerwerk à la Hollywood zu Ende gehen muss, ist schade und kaum zu entschuldigen; weil unnötig. Da aber Diane Lane in den 100 Minuten durchweg so erfrischend natürlich agiert, so dass man sich als Frau bei der ein oder anderen Situation vielleicht sogar wieder erkennt, verzeiht man schnell. Weil auch John Cusack – von dem man auch tiefgründigere Rollen wie in Identität oder Being John Malkovich, aber auch weitaus seichteres Entertainment à la Con Air kennt – so herzerfrischend spielt, Christopher Plummer den liebenswerten Vater und Gigolo-Oldtimer mimt und dank Stockard Channing als Dolly hin und wieder sogar etwas ernstere Töne angeschlagen werden, ist der Kino-Besuch angesichts eines Sommers, der nicht wirklich aus den Puschen kommen will, sicher nicht der schlechteste Zeitvertreib. Und mit einer großen Portion Popcorn bewaffnet lässt es sich im Kreis der besten Freundinnen 100 Minuten lang mal wissend, mal mitfühlend, mal einfach nur befreiend lachen. Immerhin muss ja noch herausgefunden werden, warum eigentlich der Hund im Titel so eine wichtige Rolle spielt.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/frau-mit-hund-sucht-mann-mit-herz