Broken Flowers

Es lebe das Phlegma!

Es ist schon ein Drama mit den Frauen: Kaum wurde Don Johnston (Bill Murray) von seiner derzeitigen Freundin (Julie Delpy) verlassen, steht bereits neues Ungemach ins Haus – und zwar in Form eines pinkfarbenen Briefes. Hierin wird dem sowieso schon Gebeutelten in knapper Form und anonym mitgeteilt, dass er einen 19 Jahre alten Sohn haben soll. Nun ist guter Rat teuer. Doch zum Glück verfügt Don mit seinem Nachbarn Winston (Jeffrey Wright) über einen äußerst besonnenen und verständnisvollen Freund, der ihm rät, die in Frage kommenden Damen zu besuchen, diskret zu befragen und im Notfall vorsichtig nach einer Schreibmaschine sowie pinkfarbenem Briefpapier Ausschau zu halten.
Da eine der ehemaligen Gespielinnen allerdings das Zeitliche gesegnet hat, reduziert sich die Detektivarbeit des in Ehren ergrauten Don (Juan), der am liebsten in Trainingsanzüge herumschlurft, schnell auf ein Quartett von Verflossenen, die er nacheinander mit einem Besuch beglückt. Die erste Station ist die gerade frisch verwitwete Laura (Sharon Stone), die in puncto sexuellem Appetit ihrer frühreifen Tochter Lolita kaum nachsteht und den Ex-Geliebten nach dem Dinner ins Bett zerrt. Bei der nächsten Station läuft es kaum besser, denn die ehemalige Hippie-Braut Dora (Frances Conroy) hat sich im Lauf der Jahre zu einem uncoolen Spießer-Mäuschen gewandelt, das in gutbürgerlicher Langeweile erstickt, so dass Don schnellstmöglich Reißaus nimmt. Auch die dritte Verflossene namens Carmen (Jessica Lange) erweist sich als Schlag ins Wasser, denn die Kommunikationstrainerin für psychisch labile Haustiere hat weitaus mehr Interesse an ihren Viechern als an ihrem Ex-Lover, weswegen der Besuch auch schnell wieder zu Ende ist. Bleibt also nur noch die rasante und etwas verlotterte Biker-Braut Penny (ausgerechnet die sonst so zerbrechlich und androgyn wirkende Tilda Swinton), von der Don zuerst einmal übel beschimpft wird. Und vom robusten Freund der ehemals Angebeteten setzt es zu allem Überfluss eine Tracht Prügel. Und auch hier keine Spur von einem Sohn. Auf dem Weg nach Hause allerdings wird Don bewusst, dass die Reise vielleicht doch zu etwas nutze war. Und als es schließlich zu einer unerwarteten Begegnung kommt, weiß Don, dass doch nicht alles vergebens war...

Kaum ein Schauspieler – von Gov. Arnold Schwarzenegger einmal abgesehen – beherrscht die Kunst, einen Film mit lediglich einem Gesichtsausdruck durchzustehen, mit solcher Perfektion wie Bill Murray. Bereits in Lost in Translation verzog der Mime keine Miene zum seltsamen Spiel, das um ihn herum entbrannte und genau das scheint Kultregisseur Jim Jarmusch nachhaltig beeindruckt zu haben. Auch in Broken Flowers, der sentimentalen, sarkastisch-komischen Reise eines alternden Möchtegern-Casanovas zu seinen Verflossenen, kommt Murray mit seiner bestechenden Minimal-Mimik aus, was zum lakonischen Kino Jarmuschs sowieso besser passt als exaltierte Gefühlsausbrüche. Die überlässt Jarmusch lieber der formidabel aufspielenden Riege der Darstellerinnen, die zum Spaß des Films gehörig beitragen. Wer allerdings diese Art von Komödien, die wie auf Valium gedreht wirken, nicht mag, der wird sich von Broken Flowers kaum eines Besseren belehren lassen. Allen anderen sei dieser Film aber wärmstens empfohlen, zumal jede Wette angenommen wird, dass die Gesichtsmuskeln der Zuschauer einiges mehr zu tun bekommen als diejenigen Bill Murrays.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/broken-flowers